Daheim ist der Himmel blauer

Die Sehnsucht nach dem blaueren Himmel - das ist wohl die Sehnsucht nach jenem Ort, wo man sich wohl fühlte, glücklich war, ganz war. "Daheim ist der Himmel blauer", ist ein Satz, der wohl eher am späten Abend fällt, dann wenn die Erinnerungen kommen. Es schwingt dabei schon fast ein wenig Resignation mit, vielleicht aber auch die leise Hoffnung, diesen sehr blauen Himmel noch einmal über sich zu haben.

Im Rahmen einer Rauminstallation der Liechtensteiner Künstlerin Martha Büchel-Hilti hängen vom 10. November bis zum 29. Dezember 2009 im Kunstraum Engländerbau in Vaduz achtzehn zeltartige Gehäuse. Sie sind sehr unterschiedlich in ihrer Gestalt und bilden zusammen eine kleine Siedlung mit Nachbarschaften, Plätzen, Wegen. Neben leichten und transparenten Zelten findet man auch mehr oder weniger geschlossene Rückzugsorte. Einige sind schon von Tieren bewohnt. Die BesucherInnen können alle Gehäuse betreten und selbst herausfinden, ob es für sie Orte zum Bleiben sind oder nicht. Und mit etwas Glück finden sie einen Raum, wo der Himmel ein bischen blauer ist.

Als zentrales Anliegen der "Siedlung" nennt die Künstlerin die unterschiedlichen Raumerfahrungen, die die einzelnen Behausungen vermitteln. Jede Koje ist betretbar. Und jede Koje ist anders gestaltet. Dadurch evoziert jede "Wohneinheit" ein eigenes Raumerlebnis, ein eigenes Stimmungsbild. Viele dieser Räume sind von Tieren "bewohnt". Etwa von einer überdimensionierten Ameise, von einem ins Niedliche verkleinerten Dinosaurier, von Vögeln, oder von einem Seepferdchen. Die Künstlerin verweist darauf, dass sich in Räumen, in denen der Mensch lebt, noch andere Lebewesen aufhalten. Bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt. Solche, die ihn stören und die er verfolgt, wie etwa Ameisen, Fliegen, Käfer und sonstiges Ungeziefer. Oder Lebewesen, die er liebt, mit denen er freiwillig den Lebensraum teilt, - Hunde, Katzen und andere Haustiere.

Büchel-Hilti "überzeichnet" diese Mitbewohner. Grosse Bewohner werden verkleinert, Kleinstbewohner ins Grosse karikiert. Die Interieurs mancher Teile dieser "Zeltstadt" wirken heimelig, man möchte darin verweilen, sie laden zum Rückzug ein. Andere wirken beklemmend, erzeugen Ängste, drücken auf das Gemüt. Man möchte sie umgehend wieder verlassen.

Martha Büchel-Hilti wurde 1951 in Vaduz geboren und absolvierte eine Lehre als Innendekorationsnäherin. Danach besuchte sie die Kunstgewerbeschule Zürich, die heute "Hochschule der Künste" heisst. 1993 erhielt sie den Designpreis Schweiz zugesprochen. Seit 1990 ist sie in Einzel- und Gruppenausstellungen in Liechtenstein, der Schweiz und Deutschland präsent. Sie realisierte auch mehrere Kunstprojekte für den öffentlichen Raum.

Daheim ist der Himmel blauer
11. November bis 29. Dezember 2009