Curt Stenvert – Neodadapop

Der österreichische Avantgardist Curt Stenvert (1920–1992) trat zunächst als Maler in Erscheinung, ehe er mit seinem filmischen Werk und ab 1962 mit seiner Objektkunst international Beachtung fand. In der Ausstellung "Neodadapop" wird nun erstmals das gesamte Schaffen des als Kurt Steinwendner geborenen Künstlers präsentiert.

Während seines Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Albert Paris Gütersloh und Fritz Wotruba setzte sich Stenvert vorrangig mit den Themen Bewegung und Perspektive auseinander, die ihren Ausdruck in Aluminium-Plexiglas-Plastiken fanden. Sein "Violinspieler in vier Bewegungsphasen" (1947) verschaffte dem Gründungsmitglied des legendären Art Club die Bewunderung namhafter Kollegen, etwa Marc Adrians: "Man stand davor und hat nur gestaunt, dass es möglich war, eine Plastik in Bewegung aufzulösen."

Die Bewegung blieb eines der zentralen Elemente in Stenverts Schaffen und wurde zum maßgeblichen Motiv für die Beschäftigung mit dem Medium Film. Stenverts frühe filmische Arbeiten, darunter der erste österreichische Experimentalfilm "Der Rabe" (1951), erzählen von den biologischen, psychologischen, soziologischen und philosophischen Bedingungen der menschlichen Existenz. Es folgten zahlreiche international ausgezeichnete Experimental-, Lang- und Dokumentarfilme, die Stenvert zu seinen ungewöhnlichen Objektassemblagen führten, mit denen er auf der 33. Biennale di Venezia 1966 und später in musealen Einzelausstellungen in Italien, Schweden und Deutschland Aufsehen erregte.

Zeitgemäß interpretierte Stenvert Kunst als soziales Medium und gab mit seinen Arbeiten den Studentenunruhen, den Bürgerprotesten und dem Antikriegsaktivismus eine eigene Sprache, die der "Existenzerhellung über das Auge" dienen sollte.

Das Belvedere, das bereits 1975 die erste und bisher einzige Museumspersonale Stenverts in Österreich ermöglichte, zeigt nun erstmals eine umfassende Werkschau des Künstlers. Neben Objekten, Filmen und Gemälden bildet die dreiteilige Arbeit "Stalingrad" (1964–1967) einen Höhepunkt der Ausstellung. In der Gegenüberstellung mit Werken von Marcel Duchamp, Richard Lindner, Wolf Vostell, Daniel Spoerri und Arman werden Stenverts Bezüge zu Neosurrealismus, Pop-Art, Neodada, Fluxus und Nouveau Réalisme aufgezeigt.

Katalog: "Curt Stenvert – Neodadapop". Hrsg. von Agnes Husslein-Arco und Harald Krejci. Mit Texten von Thomas Ballhausen, Peter Baum, Matthias Boeckl, Julia Carrasco, Kerstin Jesse, Harald Krejci und einem Vorwort von Agnes Husslein-Arco. Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg, 2011, 192 Seiten, ISBN: 978-3-86984-254-7 (Deutsch)
EUR 29.

Curt Stenvert – Neodadapop
5. Oktober 2011 bis 15. Jänner 2012