Chasing shadows

Gemeinsam mit Jeu de Paume, Paris und Extra City, Antwerpen, präsentiert die Kunsthalle Bern vom 8. Oktober bis 27. November 2011 mit "Chasing shadows. Santu Mofokeng - Thirty years of photographic essays" die erste internationale Retrospektive von Santu Mofokeng. Mofokeng ist einer der führenden Fotografen Südafrikas und schuf als freier Kurator, Schriftsteller und Forscher Arbeiten, die sich mit dem Thema der Repräsentation befassen.

Mit Arbeiten zu unterschiedlichsten Themen – Fotografien von religiösen Ritualen, Gedenkstätten oder desolaten Landschaften – untergräbt Mofokeng die Gewissheiten von Rassengeschichte oder kultureller Erinnerung und stellt die Politik der Repräsentation und den objektiven Blick des Fotografen in Frage. Die schwarzweiss-Fotografien Mofokengs sind dauerhafte Bilder von grosser Menschlichkeit, welche nicht nur die Widrigkeiten, sondern auch Momente des Glücks und den unbeugsamen Geist, der Menschen durch die harten Zeiten gehen liess, aufzeichnet.

Santu Mofokeng wurde 1956 in Johannesburg geboren und begann seine Laufbahn als Strassenfotograf im Soweto der Apartheidsära. Mofokeng war Teil des Afrapix Kollektiv, welches sich für die Präsentation von Dokumentarfotografie des Widerstands gegen die Apartheid und die sozialen Bedingungen während der 1980er Jahre in Südafrika einsetzte. Zehn Jahre lang war Mofokeng Forschungs- und Dokumentarfotograf im Institute for Advanced Social Research (früher African Studies Institute) an der University of the Witwatersrand.

Im Jahr 1989 entschloss sich Mofokeng, die journalistische Fotografie zu verlassen und sich der Repräsentation des Alltagslebens in Südafrikas Townships zu widmen. Er bat schwarze Familien, Kopien ihrer alten Familienfotos aus der Zeit zwischen 1890 und 1950 anfertigen zu dürfen. Die vom Staat finanzierten Publikationen wie die Touristenbroschüre Native Life in South Africa (1936) präsentierten die schwarze Bevölkerung als rückwärtsgerichtet, den alten ländlichen Bräuchen verpflichtet. Mofokeng wollte dieser Darstellung eine andere Realität entgegenstellen, indem er die Differenzierheit und Vielfalt des schwarzen Familienlebens aufzeigte und mit dem Black Photo Album ein Archiv von unschätzbarem Wert für das Land schuf.

Mofokengs Fotografien wurden in bedeutenden Ausstellungen in der ganzen Welt gezeigt, die Serie "Rethinking Landscapes" beispielsweise war 2003 am Fifth International African Photography Festival in Bamako, Mali und im darauffolgenden Jahr in Paris, Frankreich zu sehen. Mofokeng hatte auch Ausstellungen in China, Belgien, Deutschland, Japan, den Niederlanden, Spanien, und den USA. Er lebt in Johannesburg, Südafrika.

Der im Frühsommer 2011 erschienene Katalog zur Ausstellung gibt einen Einblick in das umfangreiche und vielfältige Schaffen von Santu Mofokeng als Fotograf sowie auch als Autor. Mofokengs Texte befassen sich mit den Themen, die den Künstler fotografisch beschäftigen und beleuchten dessen persönliche Perspektive und Positionierung als Beobachter. Ein Interview der Kuratorin Corinne Diserens mit Santu Mofokeng und Texte von weiteren Autoren ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung mit Werk und Kontext.

Chasing shadows
Santu Mofokeng - Thirty years of photographic essays
8. Oktober bis 27. November 2011