Caroline Mesquita und Hans Schabus auf "halbem Weg" im Kunstforum Montafon

Als Hans Schabus von Kurator Roland Haas gebeten wurde, eine weitere Künstler:in einzuladen, um gemeinsam an einer Ausstellung im Kunstforum Montafon zu arbeiten, antwortete er, indem er einen Zirkel und eine Landkarte zur Hand nahm. Er steckte die Nadel in Schruns ein, streckte den Zirkel bis nach Wien (seinem Wohnort) und zog einen Kreis, der bis nach Marseille reichte, wo Caroline Mesquita lebt. So wurde das Kunstforum Montafon zum Zentrum, an dem sich beide Künstler:innen auf halbem Weg treffen wollten.

Hans Schabus (geboren 1970 in Watschig, Kärnten) interessiert sich für Strukturen, die das wirtschaftliche und politische Verständnis der Region prägen. Er nahm die Bauweise des Arlberg-Strassentunnels als Metapher. Die „Neue Österreichische Tunnelbauweise“ nutzt die inhärente geologische Festigkeit des umgebenden Gesteins, um den Tunnel wo immer möglich zu stabilisieren, anstatt den gesamten Tunnel zu verstärken. Daher ist der Tunnel (und sein Bau) abhängig von dem Material, durch das er geschlagen wird. So ist es auch mit dem hölzernen (re)konstruierten Abschnitt des Tunnels, den der Künstler im Kunstforum nachbauen ließ. Mit Blick auf die Litz erfährt der Tunnel eine funktionale Verschiebung von einem Ort des Transits und der Verbindung hin zu einem Ort der Besinnung, sozusagen einem Unterschlupf.

Caroline Mesquita (geboren 1989 in Brest, Frankreich) bringt eine andere Gruppe von Protagonist:innen auf die Bühne: vier Vogelfiguren aus Messingblech sitzen und stehen über den Raum verteilt. Sie bilden eine bunte Gruppe, die zusammenkommen und sich von ihren jeweiligen Wanderrouten ausruhen. Sie scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen, ihr Material und ihre Farben erinnern entfernt an mythologische Figuren. Ihre Motivation, im Montafon zu sein, scheint eher unklar. Aufgrund ihres mehrdeutigen Status fragen die Vögel nach unserer eigenen Position und Beziehung zu dieser Umgebung.

In Mid-Way verschwindet die Hierarchie, weder Künstler:innen noch Betrachter:innen stehen im Mittelpunkt, sondern beteiligen sich aktiv am Kunstwerk: das Tunnelfragment wird zu einer von Zugvögeln bewohnten Bühne, von der aus die Lieder der Welt gesungen werden.

(Auszüge aus einem Text von Pieternel Vermoortel, Autorin und Kuratorin)

MID-WAY
Caroline Mesquita – Hans Schabus
Samstag, 7. Jänner 2023, 18 Uhr: Ausstellungsführung mit Kurator Roland Haas
Mittwoch, 18. Jänner 2023, 14:00 –16:30: kunst-KINDER-kunst-Workshop mit Helene und Franz Rüdisser
Samstag, 14. Jänner, 17:30 Uhr: Konzert mit dem Duo Minerva
Ausstellungsdauer: 4. Dezember 2022 bis 29. Jänner 2023

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag und Sonntag 16 – 18 Uhr, Eintritt frei
Geschlossen am 25. 12. 2022 und 1. 1. 2023