Camillo Paravicini - Hart, aber fair

Camillo Paravicini realisiert im Rahmen des Manor Kunstpreises seine bisher wichtigste Einzelausstellung und befragt humorvoll und unberechenbar all das, was im Kunstbetrieb als wahr oder sicher gilt. Seine Arbeiten wirken in ihrer handwerklichen Sorgfalt und Präzision stets schelmisch und unbelastet. Spielerisch unterläuft er dabei unsere Erwartungen an die Kunst.

Der Bündner Künstler versammelt in der Ausstellung im Bündner Kunstmuseum zum ersten Mal eine vollständige Werkgruppe von neuer Malerei. In den kleinformatigen Bildern geistern missmutige Fabelwesen herum, die sich durch pastose Farbschichten an die Oberfläche wühlen. Nie ist sicher, ob die comicartigen Fratzen überhaupt im Bild sein wollen oder ob sie bereits einen Fluchtplan ausfeilen. Obschon die expressive Malweise und surrealen Anlehnungen auf die Grossen seines Fachs wie Jean Dubuffet oder Martin Kippenberger verweisen, vernebelt Camillo Paravicini die eindeutige Zuordnung zu einer Stilrichtung.

Eingelegt in übergrosse Rahmen verbinden sich die Gemälde mit dem umliegenden Raum und suggerieren, dass es hier um mehr geht als Malerei. Im Raum liegt ein grosses Profil und erinnert zwischen Sitzbank und Dachbiotop an ein modernistisches Bauwerk. Ähnlich einer Theaterkulisse organisiert Camillo Paravicini in der Verbindung zwischen Gemälden, Rahmen und Objekt eine Szenografie, die zum Sinnieren über Kunst einlädt. Die Werke werden dabei zu Schauspielern, die ihren Einsatz bewusst verpassen oder sich absichtlich ins falsche Stück schleichen. Ob letztlich die Schauspieler oder wir uns in der Inszenierung geirrt haben, bleibt unbeantwortet.

Camillo Paravicini (geboren 1987) lebt und arbeitet Basel.

Camillo Paravicini. Hart, aber fair
Manor Kunstpreis Chur 2021
1. Mai bis 15. August 2021