Camille Kaiser ist Trägerin des Kiefer Hablitzel, Göhner Kunstpreis 2022. Der Sonderpreis ist mit einer Einzelausstellung im Aargauer Kunsthaus verbunden. Die Künstlerin untersucht dafür Ereignisse aus der Zeit der Unabhängigkeit Algeriens. Sie nähert sich diesen aus der Perspektive der "grossen" und "kleinen Gesten", um die Dekolonisierung und ihre fehlenden Bilder zu hinterfragen.
Im Kontext der aktuellen Debatte um die Rückgabe von Kulturgütern, die von Kolonialmächten entwendet wurden, befasst sich Camille Kaiser mit einer anderen Geschichte der Dekolonisierung: Frankreichs Transfer zahlreicher öffentlicher Denkmäler aus Algerien kurz nach dem Ende des Unabhängigkeitskriegs. Tonnenschwere Bronzestatuen von Jeanne d’Arc oder dem Herzog von Orléans überquerten ab 1962 das Mittelmeer in Richtung Frankreich. Zur selben Zeit arbeitete Camille Kaisers Grossvater in Algerien. Er schrieb ihrer Grossmutter von den Schwierigkeiten mit dem Transport persönlicher Gegenstände von Algier nach Marseille.
Ausgehend von Bildmaterial aus einem französischen Militärarchiv und dem Briefwechsel von Camille Kaisers algerisch-schweizerischen Grosseltern entstehen Videoinstallationen, Texte und grafische Arbeiten. Darin beschäftigt sich die Künstlerin mit der Gegenüberstellung und Bedeutung von monumentalen und alltäglichen Objekten. Diese erzählen von den kolonialen Verstrickungen aus einer persönlichen Perspektive. Schliesslich kreuzen sich die Geschichten, um der Fiktion Platz zu machen.
Camille Kaiser (geboren 1992) ist eine in Genf lebende Künstlerin. In ihren Recherchen und künstlerischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit staatlichen und institutionellen Archivdokumenten sowie Privat- und Familienarchiven, die mit der Kolonialgeschichte der Schweiz, Frankreichs und Algeriens in Verbindung stehen. Ihre Installationen beinhalten Film und Textmaterialien, die sie im Rahmen einer künstlerischen und politischen Strategie fiktionalisiert, um unserer Aufmerksamkeit eine neue Richtung zu geben.
Camille Kaiser
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Kiefer Hablitzel, Göhner Kunstpreis 2022
1. April bis 29. Mai 2023Vernissage: Freitag 31. März, ab 18 Uhr
Künstlerinnengespräch: Sonntag 2. April, 14 Uhr
Gespräch zwischen Camille Kaiser und Dr. Celine Eidenbenz (auf Französisch und Englisch)
Spurensuche in Koloniaarau: Samstag 13. Mai, 16.30 Uhr
Stadtrundgang mit Hans Fässler, Historiker und dekolonialer Aktivist (auf Deutsch)