Bereits das zweite Mal richtet das Ludwig Museum in Koblenz eine Ausstellung mit einem bedeutenden Künstler der Tschechischen Republik aus. Karel Malich verzauberte 2014 das Publikum mit seinen filigranen, freischwebenden Skulpturen aus Draht. 2015 wird es nun der 1926 geborene Milan Grygar sein, dem die Ausstellung im Ludwig Museum, in der Gegenüberstellung mit John Cage gewidmet ist.
In Tschechien gilt Grygar als einer der wichtigsten Avantgardekünstler der 1960er. Herausragend sind seine Experimente mit Zeichnung und Geräusch sowie seine eigenwilligen Performances, mit denen er die damalige Kunstwelt irritierte. Als einer der ersten Künstler, der auch Geräusche während der Entstehung seiner Arbeiten aufzeichnete, hat er sich früh mit der Erweiterung des Kunstbegriffs auseinander gesetzt.
Zufall und Alltagsgeräusch bilden bei ihm eine eigene Choreographie auf dem Blatt, wobei das steuernde Moment des Künstlers gleichwohl immer deutlich bleibt. Seine ersten akustischen Aufzeichnungen während des malenden Vorgangs datieren auf das Jahr 1964. Wenig später setzt er auch mechanische Geräusche mit ein. Sicherlich bedeutsam ist dann Milan Grygars kompositorische Tätigkeit, die ihn in Kontakt mit Komponisten für Neue Musik, insbesondere mit Erhard Karkoschka (1923–2009), bringt.
John Cage (1912–1992) beginnt seinerseits bereits Anfang der 1950er Jahre mit ersten Happenings und entwickelt insbesondere die Vorstellungen von Sound und Zufall weiter, die er in seine Kompositionen mehr und mehr involviert. Die Anregungen, die er von den Dada-Künstlern, von Marcel Duchamps, aber auch aus dem Zen-Buddhismus erfahren hat, bilden einen eigenen Resonanzboden für seine Entwicklungen.
Seine indeterminierten Kompositionen mit Hilfe von "Zufallsoperationen" bestimmten fortan sein gesamtes künstlerisches Handelns, das sich auch auf Malerei und die Entstehung von – teils sehr komplexen – Radierungen erstrecken. Auch hier ist der Zufall mitbestimmend. Die Ausstellung zeigt über 40 graphische und zeichnerische Arbeiten aus den bekanntesten Werkzyklen des US-Komponisten, die sich durch die Einbeziehung von Alltagsobjekten ebenso wie durch die Einbindung von John Cages Konzept des Zufalls und die Autonomie des Betrachters auszeichnen.
Milan Grygar und John Cage wurden gelegentlich in Konzerten zusammen aufgeführt. In ihren bildnerischen Arbeiten gibt es Korrespondenzen und individuelle Ansätze, die den Begriff des jeweiligen Mediums entschieden geweitet haben. Die Ausstellung wird diese beiden Experimentalkünstler auf der Basis ihrer bildnerischen Werke vorstellen, Beziehungen nachweisen und die Dimension des Klangs und des Zufalls vergleichen.
Cage / Grygar. Chance Operations & Intention
30. August bis 8. November 2015