Bridget Riley. 12. Rubenspreis der Stadt Siegen

Die 1931 in London geborene Künstlerin Bridget Riley gehört zu den herausragenden Malerinnen unserer Zeit. Am 1. Juli 2012 wird sie für ihr Lebenswerk mit dem Rubenspreis der Stadt Siegen ausgezeichnet. Riley untersucht in ihrer Malerei konsequent das Phänomen des Sehens und behandelt damit die große Frage der abendländischen Kunst. Wie nehmen wir die Welt wahr und wie wird daraus ein Bild?

In den 1960er Jahren wird Riley in kürzester Zeit weltberühmt mit ihren, der so genannten Optical Art zugerechneten, Bildern. Zuerst sind das vibrierende Bilder in Schwarzweiß, dann in farbigen Grauwerten und schließlich gelingt ihr der Durchbruch zur reinen Farbigkeit. Es entstehen bewegte, aus abstrakten Farbfeldern gewachsene Bilder. Anfangs reduziert auf vertikale Streifen wird die Bildfläche in den 80er Jahren durch den Einbezug der Diagonale dynamischer. Schließlich verbindet sie in den 90er Jahren die Rautenformen mit kreis- und kurvenförmigen Elementen - rotierende Bewegungsfiguren, die mehr Flexibilität und Raumtiefe ermöglichen.

Die Siegener Preisträgerausstellung im Museum für Gegenwartskunst zeigt in einer besonderen Abfolge über zwölf Räume hinweg Werkgruppen seit 1980, zusätzlich zu zwei monumentalen Wandarbeiten und einer wandfüllenden Zeichnung.

Katalog: Unter dem Titel "Bilder und Studien 1980-2011" erscheint ein zweisprachiger Katalog im Hirmer Verlag, München, herausgegeben von Eva Schmidt. Mit Vorworten von Steffen Mues und Eva Schmidt, Texten von Lucius Grisebach, Michael Bracewell, Robert Kudielka und einem Gespräch zwischen Michael Harrison und Bridget Riley. Preis in der Museumsbuchhandlung 24,90 Euro.

Zeitgleich erscheint in einer Kooperation von Hirmer Verlag und Museum für Gegenwartskunst Siegen "Malen um zu Sehen: Bridget Riley, Gesammelte Schriften 1965-2009", herausgegeben von Robert Kudielka. Mit einer Einleitung von Robert Kudielka sowie Interviews der Künstlerin mit internationalen Kunsthistorikern und Kritikern, darunter David Sylvester, David Thompson, Mel Gooding und Lynne Cooke. Preis in der Museumsbuchhandlung vorauss. 19,90 Euro.

Der 1955 gegründete Rubenspreis der Stadt Siegen gehört zu den renommiertesten internationalen Kunstpreisen. Er wird alle fünf Jahre einem Maler/einer Malerin zugesprochen, die sich im europäischen Kunstschaffen durch ein wegweisendes künstlerisches Lebenswerk ausgewiesen haben. Die Auszeichnung erinnert an den Maler-Diplomaten Peter Paul Rubens, der den Gedanken europäischer Einigung in seinem Lebenswerk ausgedrückt hat, lange bevor er politische Realität werden konnte. Peter Paul Rubens - in Siegen geboren - hat als Hauptmeister der europäischen Barockmalerei jene künstlerischen und europäischen Maßstäbe gesetzt, denen die Preis-Verleihung seit 1957/58 verpflichtet ist.

Vor Bridget Riley wurden Hans Hartung (1957/1958), Giorgio Morandi (1962), Francis Bacon (1967), Antoni Tápies (1972), Fritz Winter (1977), Emil Schumacher (1982), Cy Twombly (1987), Rupprecht Geiger (1992), Lucian Freud (1997), Maria Lassnig (2002) und Sigmar Polke (2007) mit dem Rubenspreis geehrt.

Das Museum für Gegenwartskunst Siegen beheimatet wichtige und umfangreiche Werkgruppen aller Rubenspreisträger. Derzeit bietet die Privatsammlung Lambrecht-Schadeberg mit ca. 200 Arbeiten einen guten Überblick über das Schaffen der bisherigen elf Rubenspreisträger. Auch Werke der neuen Preisträgerin werden künftig in die Sammlung integriert.

Bridget Riley
12. Rubenspreis der Stadt Siegen
1. Juli bis 11. November 2012