Bosc, Chaval, Sempé und Ungerer im Centre Dürrenmatt

Bosc, Chaval, Sempé und Ungerer – untrennbar verbindet sich mit diesen Namen ein Universum an merkwürdigen Szenen, zart bis bitter humorvoll gestrandeten Figuren und meist wortlos fabulierenden Bildergeschichten. Das Centre Dürrenmatt Neuchâtel präsentiert in Zusammenarbeit mit der Galerie Hauptmann & Kampa in Zürich Werke der vier berühmten Karikaturisten, die – in gegenseitiger Beeinflussung – ihre persönliche Handschrift, den unverkennbaren "Crawl" entwickelten.

Der "gnadenlose Strich" von Tomi Ungerer (*1931 in Strassburg), das "detailverliebte Wimmelbild" von Sempé (*1932 in Bordeaux), die Figuren mit den riesengrossen Nasen von Bosc (1924-1973) oder die feinsinnig-ironische Ähnlichkeit der Gestalten Chavals (1915-1968): unverkennbar treten in den präzisen, alles Überflüssige vermeidenden Strichen die Meister in Erscheinung. Alle gehören sie zu den wichtigsten Vertretern der Satire der Neuzeit, welche sich seit den 1950er Jahren zu einer eigenen Kunstform entwickelt.

Chaval – Humor als "Höflichkeit der Verzweiflung"

Der Beruf des Kardinals würde besser zu ihm passen, dachte Chaval, bis ihm sein Grossvater eine Kamera schenkte. Er experimentierte mit Trickfilmen, hielt sich kurz an der Pariser Kunstakademie auf, um nach 1946 als Cartoonist bei Paris Match, Le Figaro, Le Rire und Punch tätig zu sein. Seine skurrilen Einfälle äussert er in sparsamster Strichmanier – «man lacht durch das Auge, nicht durch den Intellekt». (NZZ) Chaval nimmt sich 1968 das Leben.

Bosc – der vergnügte Pessimist
Der Autodidakt beginnt 1952 zu zeichnen und lernt in Paris Sempé und Chaval kennen, den er als seinen Meister bezeichnet. Bosc findet rasch zu seinem, sparsamen, eigenen Stil; er arbeitet regelmässig für Paris Match, Punch und weitere französische und ausländische Medien wie den Nebelspalter, Die Zeit und den Stalling Cartoon-Kalender. Mit 49 Jahren begeht der an Depressionen leidende Künstler Selbstmord.

Sempé – der kongeniale Illustrator

Sempé beginnt seine Karriere in den frühen Fünfzigerjahren in Paris, wo er sich mit Chaval und Bosc befreundet. Ab 1957 kommt der Erfolg mit Cartoons in den Zeitschriften wie Paris Match, Punch, ab 1978 in der renommierten amerikanischen Satirezeitschrift The New Yorker. Als Illustrator von Geschichten anderer Autoren wie René Goscinnys Le petit Nicolas und mit eigenen Büchern wirft er seinen liebevollen, nie zynischen oder bitteren Blick auf kleine, besondere Momente im Alltagsleben der Menschen und gewinnt damit ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt.

Ungerer – "l’enfant terrible du graphisme"

Nach einer verpatzten Reifeprüfung sowie der höflichen Aufforderung, die Strassburger Ecole Municipale des Arts Décoratifs zu verlassen, landete Tomi Ungerer 1956 in New York und wurde über Nacht zum Star. Der weltberühmte Zeichner, Karikaturist, Illustrator, Kinderbuchautor und Werbegrafiker lebt heute auf einer Farm in Südirland, sein Stil wechselt zwischen provokativer Zeitkritik und biedermeierlich anheimelnder Atmosphäre.

Mit dieser sorgfältig gestalteten Ausstellung setzt das Centre Dürrenmatt seinen dem Thema der Karikatur gewidmeten Zyklus fort. Es lädt das Publikum ein, schmunzelnd durch die Welten der vier Karikaturisten zu streifen, diese zu vergleichen und sich dabei von den vielfältigen Schattierungen des Humors anstecken zu lassen.


Bosc, Chaval, Sempé und Ungerer
15. Februar bis 17. Mai 2009