Blickwechsel

14. Mai 2012
21.02.2012 bis  20.05.2012
Bildteil

In der Reihe der wechselnden Studioausstellungen präsentiert das Kupferstichkabinett Berlin Bestände, die den Blick auf vier reproduktionsgraphische Techniken des 19. Jahrhunderts öffnen: Kupferstich, Lithographie, Stahlstich und frühe Photographie. In dieser Zeit etablierte sich die Kunstgeschichte als wissenschaftliche Disziplin.

In groß angelegten Galerie- und Mappenwerken sollten nun Kenntnisse über die Werke der Frühen Neuzeit einem breiten Publikum bekannt gemacht werden. Am Beispiel der umfangreichen Bestände des Kupferstichkabinetts lassen sich verschiedene Methoden der Kunstvermittlung nachvollziehen. Die Wahl der Reproduktionstechnik dokumentiert zugleich den sich wandelnden Blick auf die Kunst der Frühen Neuzeit.

So reproduzierten etwa die Brüder Riepenhausen 1810 die Kunst der Frühen Italiener als Kupferstiche in Umriss-Zeichnungen. Sie interessierte nicht der "Farbenreich" der Gemälde, sondern die Anordnung der Formen in klaren Konturen. Ein anderes Interesse verfolgten die Brüder Boisserée bei ihrer Betrachtung der altdeutschen und niederländischen Kunst. Seit 1821 gaben sie ihre Sammlung in Lithographien heraus. Statt auf die Linie richtete sich ihr Augenmerk auf die das Malerische imitierenden Grauwerte, wobei der Steindruck zugleich auch feinste Linien darstellen kann.

Im Jahr 1845 etablierte sich der Engländer Albert Henry Payne in Leipzig und gründete dort den Verlag "Englische Kunstanstalt". Er vervielfältigte unter anderem die Berliner Kunstschätze in Stahlstichen und in hoher Auflage. Starke Konkurrenz erlebten die drucktechnischen Verfahren durch die Erfindung der Photographie. Seit 1862 existierte in Berlin die "Photographische Gesellschaft", die sich bald auf die Ablichtung von Ölgemälden spezialisierte. Anders als in den Stichwerken des frühen 19. Jahrhunderts wurde der Blick des Betrachters dabei nicht nur auf die Umrisslinie gelenkt, sondern vertiefte sich vielmehr in die Strukturen der Fläche: Schattierungen, sanfte Übergänge und selbst der pastose Farbauftrag wurden vom Kamera-Auge aufgezeichnet.

Dieser Wandel in der Wahrnehmung von Kunst lässt sich in der Ausstellung augenfällig dokumentieren. In kaufmännischer Hinsicht ging es den Druckpionieren vor allem um die Steigerung der Auflage bei gleichzeitiger Minimierung der Herstellungskosten - standen sie doch unter erheblichem Konkurrenzdruck. In künstlerischer Hinsicht geben die unterschiedlichen reproduktionsgraphischen Verfahrensweisen Auskunft über den sich wandelnden Geschmack im 19. Jahrhundert.

Blickwechsel - Malerei im Medium der
Druckgraphik des 19. Jahrhunderts

21. Februar bis 20. Mai 2012

Gemäldegalerie
Matthäikirchplatz
D-10785 Berlin
T 0049 (0)30-266 424242

Öffnungszeiten:
Di bis So 10 - 18 Uhr
Donnerstag bis 22 Uhr