Bitter Oranges

Die Sonderausstellung "Bitter Oranges" ist das Ergebnis eines dreijährigen fotografischen und ethnografischen Forschungsprojekts und dokumentiert analytisch die Arbeits- und Lebensbedingungen der migrantischen Erntehelfer auf den Zitrusplantagen in Süditalien. Ziel der Schau ist es, das Gesicht der Sklaverei in Europa, Migrationspolitik und Preisdruck in der Lebensmittelproduktion zu thematisieren. Zugleich sensibilisiert sie für faire Handelsbedingungen und einen bewussten Konsum von Nahrungsmitteln.

Viele der Bootsflüchtlinge, die über Lampedusa nach Europa kommen, landen als Saisonarbeiter auf den Orangenplantagen in Kalabrien. Die Arbeitsbedingungen sind durch Ausbeutung und extreme Prekarität gekennzeichnet: als Tagelöhner, ohne Arbeitsvertrag, verdienen sie nur 25 Euro an einem 12-14-stündigen Arbeitstag. Doch die meisten finden nur an wenigen Tagen im Monat Arbeit, denn die Konkurrenz ist groß.

Die Hungerlöhne bringen in der Folge schockierende Lebensbedingungen mit sich: die Arbeiter müssen in Slums leben, die sie aus Karton und Plastikplanen am Rande der Stadt errichten, oder in einem Zeltlager, das vom Zivilschutz errichtet wurde. Da die Kapazitäten dieser Lager bei weitem nicht ausreichen, sind die hygienischen Zustände desaströs. Diejenigen, die nicht genug verdienen konnten, um zur nächsten Saisonarbeit an anderen Orten zu fahren, sind gezwungen, auch nach der Erntesaison zu bleiben. Im Sommer, wenn es keine Arbeit gibt, müssen viele von ihnen hungern.

Die Fotoausstellung "Bitter Oranges" ist das Ergebnis einer dreijährigen Forschung, in der die EthnologInnen Diana Reiners und Dr. Gilles Reckinger sowie die Fotografin und Sozialwissenschaftlerin Carole Reckinger regelmäßig die Orangenarbeiter von Rosarno aufsuchten. Dem partizipativen Ansatz des Projektes folgend, ließen sie die Arbeiter selbst mit fünf Digitalkameras ihre Lebenssituationen dokumentieren. Diese Aufnahmen werden von den drei AusstellungskuratorInnen mit Foto,- Film- und Tondokumenten ergänzt.

Ziel der Ausstellung ist es, die sklavenähnlichen Lebensbedingungen der Arbeiter einem breiten Publikum bekannt zu machen. Zugleich werden auf leicht verständliche Weise die strukturellen Bedingungen ihrer Lebenslagen zwischen europäischer Migrationspolitik, Preisdruck in der Lebensmittelproduktion und extremer Prekarisierung an den unteren Rändern der Arbeitsgemeinschaft deutlich gemacht.


Bitter Oranges
Migrantische Erntehelfer in Süditalien
25. September bis 15. November 2015