Bilderstreit

1932 organisierte der Schweizerische Werkbund (SWB) eine Ausstellung mit jüngeren Schweizer Fotografen, welche die "Neue Fotografie" propagierten – ein Manifest gegen die traditionellen Bildauffassungen der "Kunstphotographen" oder sogenannten Piktorialisten, die immer noch der Malerei des späten 19. Jahrhunderts nacheiferten. Vor kurzem hat der SWB die Originale aus jener Ausstellung wieder entdeckt und als Dauerleihgabe der Fotostiftung Schweiz übergeben.

Dieser einzigartige Fund gibt Anlass, den Streit der Bilder und Worte, der damals zwischen den beiden Lagern entbrannte, neu zu beleuchten. In einer Ausstellung werden hochkarätige Vintageprints (u. a. von Binia Bill, Hans Finsler, Herbert Matter, Ernst Mettler, Robert Spreng und Anton Stankowski) piktorialistischen "Edeldrucken" gegenübergestellt – malerischen Fotografien mit weichen Konturen, getonten Papieren und romantischen Motiven, die Anfang der 1930er Jahre in internationalen "Salons" gezeigt wurden.

Auch diese Bilder stammen zum grössten Teil aus der Sammlung der Fotostiftung Schweiz, etwa aus der "Meistersammlung" des Schweizerischen Photographenverbandes oder den Nachlässen von Heinrich Bauer (Herisau), Emil Lüdin (Zürich) und Carl Schmid (Basel). Weshalb lehnten sich die Avantgardisten so heftig gegen die "Kunstphotographie" auf? Mit welchen Argumenten wurden die fotografischen "Romantiker" oder "Impressionisten" bekämpft? Und worauf beruhte schliesslich der Erfolg des "Neuen Sehens"? Die Schau führt anschaulich ins Zentrum einer Kontroverse, die den Durchbruch der Moderne begleitete und die Fotografie des 20. Jahrhunderts nachhaltig prägte.


Publikation zur Ausstellung: "Bilderstreit. Durchbruch der Moderne um 1930." Hg. Martin Gasser / Fotostiftung Schweiz. Mit Beiträgen von Irma Noseda und Martin Gasser, Limmat Verlag, Zürich 2007

Bilderstreit. Durchbruch der Moderne um 1930
27. Oktober 2007 bis 17. Februar 2008