Bethan Huws – Aquarelle und Zeichnungen

Die walisische Künstlerin Bethan Huws (*1961) ist vor allem für ihre "Word Vitrines", Readymades und Objekte bekannt. Daneben entstehen jedoch kontinuierlich autonome Arbeiten auf Papier, welche eine eigene Werkgruppe darstellen. Die Ausstellung im Graphischen Kabinett präsentiert eine Auswahl der Aquarelle und Zeichnungen aus den Jahren 1988 bis 1997, die anlässlich der im Kunstmuseum Bern gezeigten Einzelausstellung "Bethan Huws Watercolors" im Frühjahr 1999 angekauft worden sind.

Die meisten Darstellungen weisen einen biographischen Bezug auf. Sie nähren sich aus Erinnerungen der Künstlerin, an die Heimat, an Dinge und Personen, die ihr Nahe stehen. So sehen wir die Veranda und die Hinterseite der Farm, auf der sie aufwuchs (Ohne Titel / The front porch of my childhood home, 1991; Ohne Titel / The back of my childhood home, 1988), Orte, an denen sie als Kind zu spielen pflegte (Ohne Titel, A place where I particularly liked to play ..., 1990) oder die Hand ihrer Mutter (Ohne Titel / My mothers hand from a photograph, 1990).

Form und Ausdruck sind in diesen Arbeiten stark zurückgenommen. Ihre Besonderheit schöpfen sie aus der Ökonomie, mit der Farbe und Papier eingesetzt werden sowie aus der Gleichzeitigkeit von Präzision und gewollter "Kunstlosigkeit" – als ob die Erinnerung zu Beginn gar keine Form hätte, sich die Form erst während des Zeichnens und Malens entwickelte. Die Zeichnungen und Aquarelle machen den Eindruck, sie wollten selbst so etwas wie die Erinnerung, die unmittelbare Form eines Gefühls- und Willensaktes sein, welche durch die kunstvolle Erfindung zerstört würde. Die konzentrierte Zurückhaltung im Ausdruck hat zur Folge, dass die Werke nicht den "phänomenalen Reichtum eines Sujets ausschöpfen, sondern diese wie in einen Begriff fassen". (Ulrich Loock) Damit sind sie mehr ein Verweis als eine Schilderung.

Auf Erinnerungen basierend, erkunden Bethan Huws Arbeiten auf Papier den Zusammenhang von Welt, Ich und Kunst. Durch die formale Reduktion bleiben sie allerdings nicht im Persönlichen verhaftet, sondern weisen über das Private hinaus und zeigen eine von der Künstlerin unabhängige Realität.


Bethan Huws – Aquarelle und Zeichnungen
4. April bis 28. Juni 2009