Balthus. Balthasar Klossowski de Rola

Erstmals in Österreich präsentiert das Kunstforum Wien eine Retrospektive zum Werk von Balthasar Klossowski de Rola (1908–2011), genannt "Balthus", einem der großen Einzelgänger unter den Malerfiguren des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung beleuchtet Balthus’ Werk von seiner frühen Auseinandersetzung mit dem Quattrocento über seine Arbeiten im Umkreis von Surrealismus und neuer Sachlichkeit zwischen Frankreich, dem deutschsprachigen Raum und Italien bis hin zu seiner Beschäftigung mit Ostasiatischer Kunst. Balthus, der die Gegenständlichkeit nie in Frage gestellt hat pflegt abseits der Entwicklung aller Avantgarden seinen eigenen Stil der "anderen Moderne".

Sein Œuvre ist durch das intellektuelle und vielsprachige Ambiente geprägt, in dem er aufwächst: Rainer Maria Rilke ist sein Mentor, Sturmhöhe von Emily Brontë beschäftigt ihn genauso wie die Welt von Lewis Carrolls Alice im Wunderland. Er pflegt Freundschaften mit Antonin Artaud und Alberto Giacometti – in späten Jahren auch mit David Bowie oder Bono. Sein Bruder Pierre Klossowski, Sekretär André Gides, ist Übersetzer von Friedrich Hölderlin und Walter Benjamin, seine Auseinandersetzung mit De Sade äußert sich in mehreren Schriften.

Innerhalb von Balthus’ durchgehend strukturierter und keinerlei expressive Elemente zulassender Malerei gilt es, die geheimnisvolle, archaische und auch unheimliche Aura seiner Bilder zu erkunden, Welten zu erforschen, die die Phantasie unserer Kindheit hervorrufen – und auch einer gewissen Grausamkeit nicht entbehren. Dieser Beurteilung Balthus’ als Künstler abseits der Normen spürt die Ausstellung des Kunstforums nach: Balthus, der mittels subtiler Nuancen eine erstarrte, hintergründige Harmonie herstellt, so wie er selber formuliert: "Ich habe immer das Bedürfnis das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen zu suchen; vorzuschlagen, nicht zu bestimmen, immer etwas Rätselhaftes in meinen Bildern zu belassen."


Balthus. Balthasar Klossowski de Rola
24. Februar bis 19. Juni 2016