Auszeichnung für neun Plakate aus Österreich

Die Siegerprojekte des Wettbewerbs "100 Beste Plakate 22. Deutschland Österreich Schweiz" bestechen durch eine Vielfalt an typografischen Konzepten: von perfekt spationierter Typografie bis hin zur Demontage aller schriftbildlichen Lehrsätze. Auch die grafischen Lösungen ziehen alle Register, ob Schreibmaschinenschrift, Handschriftliches oder digital generierte Grafik.

Am Wettbewerb beteiligten sich 663 Einreicher:innen mit 2.298 Plakaten. 48 der Sieger-Plakate und -Plakatserien stammen aus Deutschland, 43 aus der Schweiz und 9 aus Österreich.

Zu den österreichischen Siegerprojekten zählt ein außergewöhnliches Filmplakat von Pauline Louise Noémi Jocher für den poetischen Essay-Kurzfilm "Widow & Orphan", der im Auftrag der Wiener Filmakademie entstand. Die Grafikerin ließ sich in der typografischen Gestaltung von zwei Fachbegriffen aus der Lektor:innen- bzw. Drucker:innensprache – Widow (Hurenkind) und Orphan (Schusterjunge) inspirieren. Unter "Hurenkind" versteht man, wenn beim Setzen von Fließtext die letzte Zeile eines Absatzes auf die nächste Seite rutscht. Als "Schusterjunge" wird eine alleinstehende erste Zeile eines Absatzes, ganz unten auf einer Seite bezeichnet. Beide 2 erschweren den Lesefluss. Jocher setzt diese Wörter stellvertretend für die beiden Protagonist:innen des Films ein.

Zwei österreichische Siegerprojekte stammen aus der Klasse für Ideen in Grafik und Werbung der Universität für angewandte Kunst Wien. Franz Frommann nahm sich des Themas Feinstaubbelastung am Beispiel des Reifenabriebs an. Der Slogan für sein Plakat, "Killing you softly", ist an den Titel eines Songs von Roberta Flack aus dem Jahr 1973 angelehnt. Laura Beslers Beitrag "think in circles" zur Plakatausstellung Design and Environment in Hangzhou (China) bezieht sich auf den Prozess des Gestaltens als Denken in unvollkommenen Kreisen.

Alexandra Möllners eingängiges Veranstaltungsplakat zur Buchpräsentation von "Throwing Gesture", einer Publikation über die Gestik und ihre mediale Repräsentation, weckt Assoziationen zu einem Abbildungsverzeichnis. Nicht nur damit überzeugte Möllner die Jury. Gemeinsam mit Sophia Krayc gestaltete sie für die Jahresausstellung "Best OFF der Kunstuniversität Linz" ein knallbuntes Plakat, das mit seiner "auratisierten" Typografie auf das reiche Ausbildungsangebot verweist.

Florian Röthel, der seit einigen Jahren die Plakate für die österreichische Band Buntspecht gestaltet, reüssierte mit einem Konzertplakat für die Arena Wien, das die Köpfe des Sextetts mit einem einzigen Strich skizziert.

Ein fantasiereiches Plakat gestaltete Verena Panholzer (Studio ES) im Auftrag der AGI — Alliance Graphique Internationale für einen Kongress in Triest 2022. Bezugnehmend auf das Kongressthema "Gemeinsam", stellte sie die Zusammenkunft der AGI-Mitglieder aus 46 Nationen in 46 Blöcken, bestehend aus einzelnen Gruppenfotos, grafisch dar. Dabei ließ sie sich von Stewart Brands "Whole Earth Catalog" (1968) inspirieren.

Bereits zum dritten Mal wurde ein Plakat von EXEX (ehemals Studio VIE) für das Tanzquartier − diesmal mit der Kampagne für die Tanzperformerin Julia Müllner − prämiert. Ein metamorphes Gebilde umschließt ein Gesicht mit Versatzstücken aus Korallen, Muscheln und organischen Körpern und sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert.

Zu den österreichischen Gewinner:innen zählt auch die Grafikdesign-Kooperative Beton (Benjamin Buchegger und Oliver Hofmann). Beton gelang es, mit einprägsamen Schlagworten die Aktion "Klima Aktion Oktober" der Akademie der bildenden Künste Wien zu bewerben. Alle Mitarbeiter:innen, Lehrenden und Studierenden waren aufgefordert, Wege zur Ressourcenschonung und zu einem größeren ökologischen Bewusstsein zu erproben und zu evaluieren. Demgemäß druckte Beton die Plakate auf die Rückseite von Plakaten, die üblicherweise als Ausschussware von Druckereien in den Papiermüll wandern.

Die Siegerplakate des Wettbewerbs "100 Beste Plakate 22. Deutschland Österreich Schweiz" werden auch heuer im Anschluss an die Ausstellung in die Sammlung des MAK übernommen. Nach der Auftaktausstellung im Kulturforum Potsdamer Platz der Staatlichen Museen zu Berlin (16.6.– 9.7.2023) wird die Schau neben dem MAK in Essen, Seoul, St. Gallen, Luzern, Genf, Lausanne, Zürich, Bern, Ljubljana sowie in der Republik Moldau und in Rumänien gezeigt.

100 Beste Plakate 22. Deutschland Österreich Schweiz
27. September 2023 bis 3. März 2024
Eröffnung: Dienstag, 26.9.2023, 19 Uhr
Ausstellungsort: MAK Design Lab