Augenblick - The silent view beyond

Unter dem Titel "Augenblick - The silent view beyond" präsentiert der Verein Zugart von 30. August bis 2. Oktober in der Shedhalle Zug der Öffentlichkeit erstmals einen umfassenden Querschnitt von Hans Potthofs (1911–2003) mannigfaltigem fotografischen Œuvre. Im Dialog mit Potthofs Arbeiten des neuen Sehens werden zudem Werke des zeitgenössischen Fotografen Gato Dkach (* 1966) gezeigt, die sich durch multivisionäre Erzählebenen und kraftvolle Farbspektren auszeichnen. "Beide Künstler repräsentieren exemplarisch den innovativen Aspekt und die progressive Dynamik in der Genese der modernen Schweizer Fotografie des 20. und 21. Jahrhunderts," heisst es in einer Aussendung dazu.

Potthof und das "Neue Sehen" - Experimentelle Fotografie à la Bauhaus und dokumentarische Aufnahmen in neusachlicher Manier

Hans Potthofs fotografische Arbeiten sind charakteristisch für den innovativen Zeitgeist der "Neuen Fotografie" der 1920er und 1930er-Jahre. Das "Neue Sehen" postulierte entgegen allen Regeln, Objekte und Personen in zufälligen, scheinbar willkürlichen Ausschnitten in Schräg-, Durch-, Auf- und Niedersicht abzubilden. Potthof experimentierte mit der "Verunklärung des Objektzusammenhangs" mittels Schlagschatten und Lichteffekten, Doppelbelichtungen, Bewegungsimpressionen und dem expressiven Gestaltungsmittel der Unschärfe, das er oftmals in seinen enigmatisch kontemplativen Nachtaufnahmen mit speziellen Kontrasten zu verfeinern wusste. Er verwendete die Fotografie als Illustration der Realität bzw. Dokumentation des Alltags und vor allem um intellektuelle Konstrukte, persönliche Empfindungen, soziale Strukturen und zwischenmenschliche Interaktionen visuell darzustellen.

Potthofs künstlerisches Schaffen begann bereits in den späten 1920er-Jahren. Anfangs betätigte er sich als Zeichner und in der Aquarellmalerei, erst nach einem Parisaufenthalt wandte er sich auch der Ölmalerei zu. Seine Arbeiten der 1930er- und frühen 1940er-Jahre zeichnen sich durch progressive Bildfindungen und eine spontane Maltechnik aus. 

In ihnen entpuppt sich der junge, aufstrebende Künstler als innovativer Vertreter des Postexpressionismus, des Surrealismus und der Neuen Sachlichkeit. Neben seinem malerischen Schaffen betätigte sich Potthof ab Mitte der 1930er-Jahre auch als Fotograf. Obwohl er mit seinen fotografischen Arbeiten zeitlebens kaum an die Öffentlichkeit gelangte, sind diese künstlerisch von grossem Wert und im zeitgenössischen Kontext wegweisend. Sie offenbaren die kreative Sicht des Künstlers auf die Welt und auf seine Motive.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Potthofs Arbeiten erstmals Anerkennung über die Kantonsgrenzen hinaus. Der Unternehmer und bekannte Kunstsammler Oskar Reinhart (1885–1965) aus Winterthur kaufte auf Vermittlung des in Zug wohnhaften, emigrierten österreichischen Künstlers Fritz Wotruba (1907–1975) ein Konvolut von drei Gemälden und initiierte damit Potthofs nationalen Durchbruch als Kunstmaler. Bald darauf folgten Ankäufe von mehreren renommierten Schweizer Museen, kantonalen und städtischen wie auch privaten Sammlungen im In- und Ausland. 1983 widmete Christie’s Contemporary Art London dem nun etablierten Künstler eine spezielle Serie von sieben Lithografien zu seinen kontemplativen Landschaften; seine Lithografien wurden auch an der Chicago Art Fair und in Stockholm ausgestellt.

Zeitgenössische Fotografien von Gato Dkach im Dialog mit Potthofs Werken des "Neuen Sehens" 

Im Kontrast zur "Neuen Fotografie" Potthofs konstituiert sich Gato Dkachs progressive zeitgenössische teils analoge, teils digitale Fotokunst. Seine Arbeiten sind oft thematisch und seriell konzipiert. Mit introspektiver Intention gestaltet, bedingen sie bewusst eine mehrdeutige, ambivalente Aussage, die durch synthetisierte Farbkontraste und innovative Bildtechnik verfeinert und speziell hervorgehoben wird.

Organisiert wird die Ausstellung "The silent view beyond" vom Verein "ZugArt", dessen Ziel und Zweck es sind, die öffentliche Vermittlung und wissenschaftliche Aufarbeitung von Kunst sowie von Kultur- und Kunstschaffenden zu fördern - im Besonderen Protagonisten und kulturelle Erzeugnisse mit Bezug zur Zentralschweiz und zur Region Zugersee.  

 

Hans Potthof, Gato Dkach:        
Augenblick - The silent view beyond            
Shedhalle Zug, Hofstrasse 15, Zug       
30.8.-2.10.2024        
Vernissage: 30.8., 19.00       
Einführung in die Ausstellung: Dr. Georg M. Hilbi (Kurator)       
www.zugart.ch