"Augen auf! 100 Jahre Leica Fotografie" zeigt die Geschichte einer Revolution. Mit der Erfindung der Leica vor 100 Jahren brach in der Fotografie ein neues Zeitalter an, der Blick auf die Welt war von nun an ein anderer. Kompaktes Format, Hochleistungsobjektive, leise Mechanik sowie die innovative Verwendung von 35mm-Kinofilm ermöglichten flexibles, dynamisches Fotografieren, extreme Perspektiven und eine noch nie dagewesene Spontaneität. Die neue Schnelligkeit, Freiheit und Leichtigkeit bediente die Bedürfnisse einer sich beschleunigenden Zeit und inspirierte FotografInnen weltweit zu einer experimentierfreudigen und zukunftsweisenden Bildsprache.
Die Ausstellung "Augen auf!" beleuchtet die Geschichte der Leica Fotografie von den Anfängen bis in unsere Tage. Zu sehen sind Meisterwerke international renommierter Fotografinnen und Fotografen, ergänzt um ausgewählte Kameramodelle aus 100 Jahren Leica Technik. Nach Stationen in Hamburg, Frankfurt und Berlin kommt die Ausstellung nun nach Österreich und wird in Wien übergreifend vom Fotomuseum WestLicht (Teil I) und der Galerie OstLicht (Teil II) präsentiert, die zu den Hauptleihgebern der Schau gehören. Die Ausstellung vereint unter anderem Arbeiten von Alexander Rodtschenko, Ilse Bing, Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, Christer Strömholm, Bruce Davidson, Inge Morath, William Eggleston, René Burri, Susan Meiselas, Thomas Hoepker, Bruce Gilden und vielen weiteren. WestLicht beheimatet dabei den klassischen Teil der Auswahl, OstLicht zeigt den zeitgenössischen Part. Die in der Galerie OstLicht ausgestellten Arbeiten stehen zum Verkauf.
Der fallende Soldat von Robert Capa, der Pfützenspringer von Cartier-Bresson, das küssende Paar am Times Square von Alfred Eisenstaedt, die vor Napalm flüchtenden Vietnamesen von Nick Út – all diese Ikonen sind mit einer Leica aufgenommen, jede von ihnen hat sich tief in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Erst die technische Innovation machte diese Bilder überhaupt möglich: Die vor Einführung der Leica gängigen klobigen Apparate waren zu unbeweglich, um dem Ereignisreichtum des Lebens wirklich beizukommen. So hat die Kleinbildkamera seit ihrer Einführung unsere Sicht auf die Welt entscheidend geformt.
Das Ur-Modell der Leica, ein Markenname, der sich aus dem Unternehmen Leitz und Camera zusammensetzt, wurde im März 1914 vom Feinmechaniker und Hobbyfotografen Oskar Barnack entwickelt. Barnack gelang erstmals die Konstruktion einer funktionstüchtigen Kleinkamera für 35mm-Kinofilm. Bedingt durch den Weltkrieg verzögerte sich die serielle Produktion und Markteinführung durch den Unternehmer Ernst Leitz II noch bis 1925. Dann begann die Erfolgsgeschichte. Mit der bequem in jeder Manteltasche zu verstauenden Leica zog die Fotografie in den Alltag ein. Das Medium wurde demokratischer, die Leica und der vergleichsweise günstige Kleinbildfilm machten die Fotografie attraktiver für die neuen Angestelltenschichten, für emanzipierte Frauen, Quereinsteiger und Amateure.
In der von Hans-Michael Koetzle kuratierten Ausstellung führen rund 300 Fotografien sowie Kameras, Zeitschriften und Fotobücher durch die unterschiedlichen Aspekte einer sich ab Mitte der 1920er Jahre abzeichnenden Leica Fotografie. "Augen auf!" ist so auch eine Stilgeschichte des Mediums von der Moderne bis zur postmodernen Vielfalt der Gegenwart, vom Neuen Sehen über die Photographie humaniste bis zu Modeaufnahmen, von der subjektiven Fotografie über die Autorenfotografie bis zur Street Photography und künstlerischen Fotografie.
Begleitend ist im Kehrer Verlag ein opulenter Bildband erschienen, herausgegeben von Hans-Michael Koetzle, mit Texten von Alejandro Castellote, Michael Ebert, Peter Hamilton, Anton Holzer, Thomas Honickel, Hans-Michael Koetzle, Franziska Mecklenburg, Rebekka Reuter, Ulf Richter, Christoph Schaden, Emília Tavares, Enrica Viganò, Bernd Weise und Thomas Wiegand. 564 Seiten, ca. 1.200 Farbabbildungen deutsche und englische Ausgabe verfügbar 27 x 32 cm, Festeinband. Preis EUR 99.-
Augen auf! 100 Jahre Leica Fotografie - Teil I. Die Klassiker
4. Dezember 2015 bis 21. Februar 2016