Auf dem Tisch

Sie kommen aus verschiedenen Disziplinen: Aus der Fotokunst, aus der Malerei, Bildhauerei, Design, aus dem Bühnenbild. Aus der Kunst und kommunikativen Praxis, Architektur, Grafik und Werbung. Immer am Freitag trifft sich eine Gruppe von 12 Künstlern an der Angewandten um zu zeichnen. Sie sitzen um einen Tisch herum. Auf dem Tisch ein Gegenstand. Der Auslöser. Der Anlassfall. Von ihm gehen sie aus. Lassen Gedanken und Stifte kreisen. Assoziieren. Verbinden. Vernetzen. Loten aus. Finden. Die Fundstücke sind ab Donnerstag, dem 16. Juni 2011 in der Galerie Z in Hard zu sehen.

In ihren Bildern beschäftigt sich Kamilla Bischof mit dem Freilegen einer Perspektive auf die Dinge des alltäglichen Lebens. Die Gegenstände umgeben uns mit einer Selbstverständlichkeit, die unseren Blick abwehrt. Bischof konzentriert sich auf Umrisse und glatte Oberflächen von Gegenständen, um sie als konkrete Stellvertreter der Wirklichkeit zu beleuchten. "Obroni - Bibini" bedeutet weiße Menschen - schwarze Menschen. Dieses Buch ist eine Sammlung zahlreicher kleiner Beobachtungen, die Martina Feichtinger während ihres Aufenthaltes in Ghana gemacht hat. Sie möchte zeigen, wie sich Menschen aus verschiedenen Kulturen auf natürliche Weise über das jeweils Fremde amüsieren, ohne dabei die Eliminierungen der "political correctness" zu beachten. In der Design- und Werbebranche, in der sich Janina Kepczynski bewegt, ist sie meist an die Vorstellungen des Kunden gebunden. Die entstandenen Zeichnungen bedeuten für sie Unabhängigkeit. Sie sind Ideen, die ohne jegliche Form von Erwartung aufs Papier übertragen und festgehalten werden. Sophia Mairer arbeitet mit verschiedenen Medien und Materialien. Beim Zeichnen kann sie sich oft besser ausdrücken, als es ihr verbal möglich ist. Sie braucht also diese ständige Weiterentwicklung ihrer Zeichnungen als zentralen Bestandteil der künstlerischen Arbeit. Mairer fasziniert auch Zeichnung in Verbindung mit Sprache: zum Beispiel mit alltäglichen, Gefühle hervorrufenden Wortfetzen. Die hier gezeigten Zeichnungen entstanden aus einem Gefühl, das mit dem Gegenstand am Tisch zusammentraf. Malereien von Rubens und Blumen chinesischer Tuschezeichnungen sind die Auslöser Cinthia Mitterhubers Assoziationskette am Papier. – Eine Form ergibt die nächste, es ist wie stricken mit dem Farbstift. Im Gegensatz zu Ruben´s drei Grazien, welche einen Korb mit Blumen tragen, greifen die hier gezeichneten Frauen nach sexuell anmutenden Früchten. Teresa Paltrams Interesse gilt der Wahrnehmung von Grenzen. Durch die Zeichnung erschließen sich ihr Möglichkeiten, die keiner eindeutigen Begrenzung unterliegen.  Für Maria Plankl ist der Weltraum vor allem ein geistiger Raum, ein freier Denkraum. Um den beschränkten Denkraum der Erde zu verlassen, beschäftigt sie sich seit einem Jahr mit dem Thema Weltraum. Ein ganz zentrales Motiv ist dabei der Meteor, der als symbolisches Mittel zwischen Erde und All fungiert. Alice Prochè nimmt beim Zeichnen den Umgang mit einem "Zeichen-Raum" wahr - einem autonomen Zeichenraum, der eine Art Parallelraum zu jenem "realen" Raum darstellt, in dem sich uns umgebende Gegenstände befinden und in dem wir uns selbst bewegen. In diesem Zeichenraum gelten eigene Zeichengesetze, die wohl nur intuitiv erfasst werden können. Farbe ist für Jakob Schieche das subjektive Empfinden der physikalischen Ursache des relativ geringen Spektrums elektromagnetischer Wellen die für das menschliche Auge sichtbar ist. In seinen Bildern arbeitet er mit den Wahrnehmungsmechanismen des Betrachters, mit Erwartung und Urteil und den Mechanismen der Betrachtung an sich. Über reduzierte Kompositionen werden neue Sichtweisen evoziert, es wird getarnt und getäuscht. Abbildungen fungieren als Zitate und fordern Anspruch auf Realitäten. KünstlerInnen: Kamilla Bischof | Martina Feichtinger | Janina Kepczynski | Sophia Mairer | Marta Masternak | Cinthia Mitterhuber | Teresa Paltram | Maria Plankl | Alice Prochè | Julia Maria Rohn | Stefanie Salzburger | Jakob Schieche
Auf dem Tisch 17. Juni bis 16. Juli 2011