Atelierhaus C21. Einfach nur Raum schaffen

Architekt Werner Neuwirth hat mit dem Atelierhaus C21 im Wiener Sonnwendviertel ein außergewöhnliches Bauwerk geschaffen. Abseits verfestigter Handlungsmuster und frei vernetzbar zu beliebigen Raumkonfigurationen, wird ganz pragmatisch ein neutraler Rahmen für unterschiedliche Lebensvorstellungen und Tätigkeiten geschaffen, die in einem flexiblen Raumgerüst mit rohen Betonoberflächen individuell gestaltet werden können. "Architektur hat bestimmte Möglichkeiten, die sollte man zur Verfügung stellen und nicht versuchen Lebensbilder zu bauen." (siehe auch PS: Architektur)

Ein raumgeometrisches Spiel. Das Konzept schafft nur Raum – ohne vorgezeichnete Nutzung, ohne Teilung in Verhaltensabschnitte, frei vernetzbar zu beliebigen Raumgeweben. Die übliche Zonierung in Arbeiten und Wohnen wird aufgehoben. Das funktioniert durch ein über die Geschoße gespiegeltes Raummuster, welches Einheiten mit freibleibenden Lufträumen und kleinere – dazwischen eingeschobene – konfiguriert. Das Grundgefüge besteht in 'Raum-Drillingen‘, die sich aus einem kleinen Atelier, einem mittleren und einem großen Atelier zusammensetzten. Durch die Spiegelung beim Stapeln haben die zwei größeren Ateliers zweigeschoßige Raumanteile und das dritte eine Raumhöhe von 2,70 Metern. Alle drei Typen in den Größen von 40–120 m2 bilden autonome Einraum-Einheiten ohne weitere Teilungen, ausgestattet nur mit einem immer gleichen vorgefertigten Sanitärmodul – ein kleiner hineingestellter Würfel mit allem Notwendigen, inklusive raumseitigen Küchenanschlüssen. 

Wie mit den betonrohen Wand- und Deckenflächen im Atelierhaus C21 umgegangen wird, ist ein eigenes Kapitel. Werner Neuwirth hat in seinem eigenen 'Raum-Drilling' im sechsten Stock nur die Decken und die obere Hälfte der Wandflächen (5,70 m hoch) von zwei Lufträumen weiß-feingeputzt. Einer inneren Verdichtung (ist gleich m2-Vermehrung) in die Vertikale wiedersagt er überzeugt. Der "nutzlose" Raum hat für ihn den größten Mehrwert!

Nach Ansicht des Architekten muss das Thema Nachhaltigkeit vielschichtiger gedacht werden, auch bei den Baumaterialien: "Dass das Image von Beton gegenüber Holz heute schlechter dasteht, ist ein Vorurteil aus einer zu eingeengten Betrachtung und einem durch Sehnsüchte gefärbten Verständnis. Die Sinnhaftigkeit entsteht erst in Art und Weise der Verwendung. Damit bleibt auch die Verantwortung beim Menschen und kann nicht auf ein Material abgeschoben werden. Wir sollten zudem über eine zu simplifizierte CO2 Diskussion hinauskommen und nicht einzelne Aspekte oder ein Material zum Allheilmittel überhöhen. Der qualitätsvolle, frei gedachte Raum ist für mich die höchste Form von Nachhaltigkeit."