Art Brut aus Japan

Das Kunst Haus Wien zeigt mit der Ausstellung "Art Brut aus Japan" - erstmals in Österreich und im Rahmen des Österreich-Japan Jahres 2009 - das Schaffen von 15 autodidaktischen Künstlern aus Japan. Jeder der präsentierten Künstler, die am Rande der japanischen Gesellschaft und oft auch in psychiatrischen Einrichtungen leben, hat sich durch seine Kunst eine eigene Welt hoher ästhetischer Intensität erschaffen.

Die Künstler werden mit ihrer Malerei und Grafik, ihren Skulpturen und Plastiken ebenso präsentiert wie durch berührende Dokumentarfilme, die ihre Schicksale, Lebensumstände und Arbeitsweise vermitteln. "Art Brut aus Japan" umfasst rund 140 Werke und wurde von der Collection de l"Art Brut in Lausanne, dem international renommierten Museum für Art Brut, entwickelt.

Der französische Maler und Bildhauer Jean Dubuffet (1901–1985) prägte den Begriff "Art Brut" und leitete die Beschäftigung mit autodidaktischer Kunst ein. Er ermöglichte 1971 durch die Schenkung seiner Sammlung an die Stadt Lausanne die Gründung der 1976 eröffneten Collection de l’Art Brut. Das Kunst Haus Wien widmete 1995 Dubuffet eine Einzelausstellung und bringt 2009 mit "Art Brut aus Japan" erstmals eine Ausstellung aus der Collection de l’Art Brut in Lausanne nach Wien.

Die Ausstellung vereint 15 autodidaktische Kunstschaffende, die in verschiedenen japanischen Städten - insbesondere in Kioto, Kobe und Yokohama – leben. Sie entziehen sich kultureller Konditionierung und sozialer Anpassung an die japanische Gesellschaft. Ihre künstlerische Erfindungskraft entfaltet sich losgelöst vom Kunstbetrieb und mündet in die Schaffung autonomer, höchstpersönlicher Welten.

Für den 1943 geborenen Masao Obata etwa sind Heiratszeremonien ein zentrales Sujet in seinen mit Farbstift auf gebrauchten Kartonstücken gestalteten Werken, die von seiner Lieblingsfarbe Rot beherrscht sind. Der 1974 geborene Takashi Shuji schafft mit Pastell und Radiergummi Arbeiten, die oft von Objekten aus seiner Umgebung ausgehen, die er ihrer Farbwerte beraubt und in ihrer emotionalen Wirkung in seinem Inneren darzustellen scheint. Während der 1982 geborene Shinichi Sawada aus Ton geheimnisvolle Geschöpfe einer privaten Mythologie formt, fährt der 1934 geborene Eijiro Miyama in mit Puppen geschmückten Kleidern und mit exzentrischen Kopfbedeckungen aus gebrauchten Gegenständen durch die Straßen von Yokohama.

In der von Lucienne Peiry, die seit 2001 die Collection de l’Art Brut leitet, kuratierten Ausstellung sind folgende Künstler vertreten: Shinichi Sawada – Satoshi Nishikawa – Mitsuteru Ishino – Hidenori Motooka – Masao Obata – Yuji Tsuji – Takashi Shuji – Takanori Herai – Yoshimitsu Tomizuka – Eijiro Miyama – Toshiaki Yoshikawa – Moriya Kishaba – Chiyuki Sakagami – Kunizo Matsumoto – Yumiko Kawai.


Katalog: Art Brut du Japon, Collection de l’Art Brut und éditions Infolio, 144 Seiten und 60 Farbabbildungen, in französischer, japanischer und englischer Sprache

DVD: Diamants Bruts du Japon von Philippe Lespinasse und Andress Alvarez, 2007, 9 Kurzfilme, 145 Min, Produktion von der Collection de l’Art Brut und LoKomotiv Films, in japanischer Sprache mit französischen Untertiteln

Art Brut aus Japan
16. Juli bis 18. Oktober 2009
Eröffnung: Mi 15. Juli 09, 19 Uhr