Arrivals and Departures

Vor zwei Jahren brach der dänische Magnum Fotograf Jacob Aue Sobol zu einer Reise auf: Quer über den asiatischen Kontinent, von Moskau über Ulan Bator nach Peking. Arrivals and Departures ist das fotografische Logbuch dieser Reise. Aufgezeichnet mit der Leica M Monochrom, der ersten digitalen Schwarzweiß-Kamera, erzählt es in dichten Bildern von Sobols Begegnungen mit den Menschen entlang der Transsibirischen Eisenbahnlinie. Dabei sind die Fotografien nie der flüchtige Bericht eines Durchreisenden, im Gegenteil: Sobols Porträts kennzeichnet eine fast schmerzhafte Intensität, die Intimität der Bilder lässt keinen Betrachter unbeteiligt zurück.

"Ich hatte diese Reise schon immer machen wollen: die legendäre Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. (…) Der erste Schock erwartete mich schon, als ich in den Zug stieg – er war vollkommen leer. Der Plan, Mitreisende zu treffen und Geschichten aus der Enge der Zugabteile zu erzählen, war dahin. Angesichts dieses Geisterzugs musste ein neues Konzept her. Die Nähe musste aus den Begegnungen mit den Menschen entlang der Strecke entstehen, die Gleise waren der rote Faden, der Moskau, Ulan Bator und Peking verband.

Wenn ich keine Beziehung zu den Bildern herstellen kann, wenn ich nicht diesen Stich in der Magengrube fühle, dann bedeuten sie mir nichts, deshalb komme ich dann doch immer wieder zum Schwarzweiß zurück und finde meine Stimme wieder. Die Arbeit in Schwarzweiß war für mich immer der direkteste Weg, existenziellere Fragen anzusprechen. In Schwarzweiß kommt es mir vor, als wären die Bilder nicht an einen bestimmten Ort oder an eine Zeit gebunden – sie schaffen sich ihr eigenes Universum.

Mich hat es nie interessiert, etwas von der anderen Seite der Straße aus zu beobachten, genauso wenig, wie als Fotograf unsichtbar zu bleiben. Ich hoffe, das ist der Grund, warum niemand sich beim Betrachten meiner Bilder als Voyeur fühlt – man ist ein Teil von ihnen." (Jakob Aue Sobol)

Jacob Aue Sobol, geboren 1976, aufgewachsen in Brøndby Strand, Dänemark, lebt zurzeit in Kopenhagen. Nach seinem Studium an der Europäischen Filmhochschule entwickelte er an der Dänischen Schule für Dokumentar- und Kunstfotografie Fatamorgana seine charakteristische fotografische Handschrift. Sobols Serien entstehen zumeist fern seiner Kopenhagener Heimat, sein erstes Buchprojekt "Sabine" ist das Porträt einer Liebesbeziehung und berichtet von seinem dreijährigen Aufenthalt in Grönland, wo er mit der Familie seiner Freundin als Jäger und Fischer lebte. Mit "Sabine" wurde Sobol 2005 für den Deutsche Börse Fotografiepreis nominiert. Sobols Buch "I, Tokyo", eine Auseinandersetzung mit seiner japanischen Wahlheimat zwischen 2006 und 2008, wurde 2008 mit dem Leica European Publishers Award ausgezeichnet. Mit einer Reportage über eine Bauernfamilie in Guatemala gewann Sobol 2006 einen World Press Photo Award in der Kategorie Alltagsgeschichten. Seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt, seit 2007 ist er Mitglied der Agentur Magnum Photos.


Arrivals and Departures
2. Juli bis 20. September 2014