Armin Thurnher mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik geehrt

Die österreichische Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hat am 1. Juli im Künstlerhaus in Wien Armin Thurnher, Mitbegründer und Herausgeber der Wiener Wochenzeitung Falter, den Staatspreis für Kulturpublizistik überreicht.

"Der Falter war von Anfang an eine Zeitschrift mit Haltung, die auf die Allianz zwischen avancierter Kunst, kritischer Intelligenz und der protest- und veränderungsbereiten Jugend und Studentenschaft setzte, dessen Teil Armin Thurnher war und dessen Motor er wurde. Armin Thurnher war nicht nur mittendrin und dabei in dieser Szene, er hat den Falter zu dem gemacht, was er heute ist", so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. "Wenn man die Kommentare, die Armin Thurnher als Herausgeber über die Jahre geschrieben hat, aneinanderreiht, erhält man nicht nur eine Chronik der laufenden Ereignisse in der österreichischen Politik, sondern eine Zustandsbeschreibung der vermachteten Öffentlichkeit in unserem Land, einen Einblick in die österreichischen Mentalitäten und eine Analyse der Chancen für die Zivilgesellschaft. Immer wieder aufs Neue erinnert Armin Thurnher an die aufklärerischen Möglichkeiten unabhängiger Medien, an die Kraft des öffentlich geführten politischen Diskurses und an die Überzeugungsdynamik des begründeten, besseren Arguments."

"Im Alter von 75 Jahren erhält Armin Thurnher den Staatspreis für Kulturpublizistik. Erstens ist es nie zu spät, und zweitens könnte es gerade noch rechtzeitig sein – siehe die politische Lage, von der niemand genau weiß, wohin sie führen wird“, so Laudator Franz Schuh. "Mit dem (oft totgesagten) Typus des Intellektuellen tun sich die offiziellen Anerkennungs­maschinen Österreichs, vor allem die des Staates, schwer. Wenn’s nicht mehr anders geht, bekommt auch die Intellektuelle oder der Intellektuelle einen Staatspreis. Das ist schön und gut, auch weil es die Arbeit des staatlich ausgezeichneten Intellektuellen erschwert: Der staatlich lizensierte Intelligenzarbeiter muss Distanz zum Staat halten – und der liberale Staat muss diese Distanz als wichtigen Grund dafür nehmen, den Intelligenzarbeiter auszuzeichnen. Damit wären Parteien, die vom autoritären Staat, von der ,illiberalen Demokratie‘ schwärmen, heillos überfordert."

"Die mediale Öffentlichkeit sollte das Fundament der Demokratie sein. Statt sie zu tragen, untergräbt sie mittlerweile diese Demokratie. Das ist die Katastrophe unserer Tage. Ich denke dabei weniger an unsere herzig korrupten analogen Medien; ich denke an die digitale Welt der riesigen Datensammlungen und der großen Sprachmodelle. Das Gefährlichste an dieser Welt ist weniger die drohende totale Überwachung und Kontrolle. Es ist das kommerzielle Prinzip, das sich hier besonders brutal durchsetzt", so Armin Thurnher.

Pianist Paul Gulda gestaltete den Festakt mit einem ausgesuchten musikalischen Programm. Er eröffnete mit Beat Furrers "sotto voce", gefolgt von den "6 kleinen Klavierstücke op. 19" von Arnold Schönberg und schloss, gemeinsam mit dem Ausgezeichneten am Klavier, mit Ludwig van Beethovens "Marsch für Klavier zu vier Händen".