Ansichten von der Mitte der Weltkugel

Paradies oder bedrohlicher Dschungel, Fluchtpunkt oder Ort der Verdammnis? Die Tropen regen europäische Künstler seit mehr als 100 Jahren zu Interpretationen an. Dort wiederum entstehen schon seit zwei Jahrtausenden künstlerische Werke. Ab 12. September wird mit der Ausstellung "Die Tropen. Ansichten von der Mitte der Weltkugel" im Martin-Gropius-Bau das Herzstück eines mehrjährigen Projekts der Goethe-Institute zu sehen sein.

Die Tropen sind eine geographisch exakt bestimmbare Zone und zugleich ein kulturelles Konstrukt. Zwischen der tropischen Natur und der Kultur dieser Region und ihrer Wahrnehmung standen immer Vorstellungen aus der Literatur und den bildenden Künsten, die bis heute unser Bild der Tropen prägen und in der Ausstellung reflektiert werden. Der Ausstellung geht es um eine Reästhetisierung der Tropen, die jenseits des politischen und ökonomischen Diskurses den Blick auf die künstlerische Komplexität und das kulturelle Gewicht der tropischen Länder richtet.

Seit zwei Jahren setzen sich die Goethe-Institute im Tropengürtel in vielen künstlerischen Sparten und Formen mit dem Thema Tropen auseinander. Das Herzstück des Großprojekts bildet die Ausstellung "Die Tropen. Ansichten von der Mitte der Weltkugel", die in Brasilia und Rio de Janeiro gezeigt wurde. Vom 12. September 08 bis 5. Januar 09 wird sie erweitert und mit zahlreichen Neuproduktionen erstmals auch in Deutschland zu sehen sein. Zweihundert Exponate aus Afrika, Asien, Ozeanien und dem tropischen Amerika aus den Sammlungen des Ethnologischen Museums in Berlin treten in dieser Ausstellung in einen Dialog mit Arbeiten von vierzig zeitgenössischen Künstlern.

Die Ausstellung hat keinen enzyklopädischen Anspruch. Vielmehr greift sie sieben zentrale, mythisch aufgeladene Themen heraus, die jeweils von der alten wie der zeitgenössischen Kunst dargestellt werden: "Nach der Sintflut" (Natur und Landschaft), "Das kurze Leben" (Menschenbilder, Porträts, Ahnen), "Der zerbrochene Pfeil" (Macht und Konflikte), "Die Farben der Vögel" (Farben und Abstraktion der Tropen), "Das verbotene Lachen" (Klänge und Musik der Tropen), "Tropischer Barock" und "Das städtische Drama".

KünstlerInnen: Franz Ackermann (D), Pilar Albarracín (Spanien), Alexander Apostol (Venezuela), Fernando Bryce (Peru/Berlin), Marcos Chaves (Brasilien), Maurício Dias/Walter Riedweg (Brasilien/Schweiz), Dinh Q. Lê (Vietnam), Mark Dion (USA), Theo Eshetu (Äthiopien), Andreas Gursky (D), Jitish Kallat (Indien), Beatriz Milhazes (Brasilien), Marcel Odenbach (D), Dennis Nona (Australien), Vong Phaophanit (Laos), Navin Rawanchaikul (Thailand), Fiona Tan (Indone­sien/England) und Guy Tillim (Südafrika).

Kuratiert wurde die Ausstellung von Alfons Hug, Leiter des Goethe-Instituts Rio de Janeiro, Peter Junge, Kurator des Ethnologischen Museums Berlin und Viola König, Direktorin des Ethnologischen Museums Berlin. Die Ausstellung ist eine Etappe auf dem Weg zum Humboldt-Forum, das künftig in der Mitte Berlins die außereuropäischen Kulturen als gleichwertig mit den Kulturen Europas präsentieren wird.


Die Tropen. Ansichten von der Mitte der Weltkugel
12. September 2008 bis 5. Januar 2009