Andrea Robbins / Max Becher. Displacements / Verlagerungen

Unter den Titel "Displacements / Verlagerungen" stellen Andrea Robbins (geb. 1963 in Boston/MA) und Max Becher (geb. 1964 in Düsseldorf), Sohn von Bernd und Hilla Becher, ihre retrospektiv angelegte Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Siegen, die anschließend in das ICO Museum Madrid wandert, vor. Die Überblicksschau zeigt mit zwölf fotografischen Serien die wichtigsten Projekte des Künstlerpaares.

Seit fünfundzwanzig Jahren recherchieren und dokumentieren Andrea Robbins und Max Becher die Auswirkungen von Kolonialismus und Migration, von Tourismus und Massen-Kommunikation. Mit sozialkritischem Ansatz und den Mitteln der Dokumentarfotografie hinterfragen sie Konventionen und Traditionen. Dabei entstehen fotografische Serien, die ein bizarres Neben- und Miteinander – in den Worten der Künstler: Verschiebungen – von Menschen, Kulturen, Bräuchen, Gebäuden oder Orten vorstellen.

So konfrontiert uns die Fotoserie "Colonial Remains" (1991) mit Überbleibseln aus deutscher Kolonialvergangenheit in Namibia. Die seltsame Unstimmigkeit zwischen afrikanischer Landschaft und deutscher Architektur erinnert an die ehemalige Anwesenheit deutschsprachiger Kolonialherren. Im Gegensatz dazu zeugen die Fotografien von "770" (2005/2014) von einer subtilen Kolonialisierung, fast wie eine Art Franchiseunternehmen: die Lubavitcher, eine streng orthodoxe Gruppe chassidischer Juden, bauen überall auf der Welt – manchmal in abgewandelter Form – ihr ursprüngliches Gemeindehaus in Brooklyn nach. So finden wir das New Yorker Gebäude in Jerusalem oder São Paulo wieder.

Im Fokus der Ausstellung steht die Fotogruppe "Black Cowboys" (2008-2016), mit der sich Robbins und Becher einem bisher eher unbekannten Phänomen des "Wilden Westens", dem schwarzen Cowboy widmen. Während das Bild des Cowboys vor allem von der Filmindustrie Hollywoods geprägt ist, die den weißen Revolverhelden stilisiert hat, waren in der harten Arbeitswelt des 19. Jahrhundert ein Drittel der "Kuhjungen" schwarz. Während der Rassentrennung in den USA waren schwarze Cowboys von Rodeos ausgeschlossen, was zu einer eigenständigen schwarzen Rodeokultur führte. Bis heute ist diese Kultur sehr lebendig, aber sowohl der amerikanischen als auch der restlichen Weltöffentlichkeit weitestgehend unbekannt


Katalog: Zur Ausstellung erscheint das Buch "Black Cowboys" in zwei Ausgaben (dt/en und sp/en), das den Fokus auf die Serie "Black Cowboys" legt. Mit einem Text von Shepherd Steiner und einem Interview zwischen Andrea Robbins und Samuel Pratt Perry, Verlag La Fábrica, Madrid. Erscheinungstermin voraussichtlich Ende März. Preis 29,90 Euro.

Andrea Robbins / Max Becher. Displacements / Verlagerungen
18. März bis 16. Mai 2016