Amy Sillman. Yes & No

Die in New York lebende Künstlerin Amy Sillman zählt zu den wichtigsten Malerinnen der Gegenwart. In ihren Arbeiten verbinden sich Gestus, Farbe und auf Zeichnung gründende Verfahren mit Fragen zu Feminismus, Performativität und Humor. Seit den frühen 1990er Jahren arbeitet sie daran, den Gegensatz von Figuration und Abstraktion zu korrumpieren. "Als zwei Dinge", die, so Sillman, "Freund und Widersacher zugleich sind", löst sie das Verhältnis beider in ihren aus Farbschichten aufgebauten Leinwänden nie in einem Entweder / Oder auf.

Farbgebilde werden mitunter von einer Form unterbrochen – einer Hand, einem Fuß oder einer Figur –, die im nächsten Augenblick in die Abstraktion zurückfällt. Ihre Gemälde sind von einem mehrdeutigen Zustand bestimmt, in dem unterschiedliche Kräfte produktiv und humorvoll miteinander ringen. Malen erweist sich als Akt des Konstruierens, Dekonstruierens und Rekonstruierens von Bedeutungen bzw. Formen, als Spannungsfeld, in dem unterschiedliche malerische Modelle und Figuren interagieren. In den letzten Jahren hat Sillman ihre Untersuchungen von der Leinwand auf die Bildschirme von Smartphones und Tablets ausgedehnt sowie auf die Einbindung von Zeichnung und die Herstellung von Fanzines, um die aktuelle Situation von Abstraktion, Farbe und Diagramm zu erforschen.

Mit "Yes & No", einer Installation, die speziell für die KUB Arena konzipiert ist, setzt Sillman diese Auseinandersetzungen fort. Indem sie alles außer ihrer Malerei auf Leinwand zeigt, unterläuft sie die Erwartungen an eine konventionelle Malereiausstellung. "Yes & No", Sillmans erste institutionelle Einzelausstellung im deutschsprachigen Raum, gibt vielmehr die Hintergründe der Entstehung ihrer Arbeiten preis und rückt das in den Vordergrund, was für gewöhnlich nicht gezeigt wird: Gedanken zum Prozess des Malens selbst, darüber, wie ein Bild entsteht, oder zum Verhältnis von Fiktion und Realität, Abstraktion und Figuration. Es handelt sich um eine Präsentation über Anfang und Ende, Malerei und Zeichnung sowie das Zusammenspiel von Sehen, Sagen und Bezeichnen.

Amy Sillman schloss ihr Studium an der School of Visual Arts in New York mit dem BFA ab und erhielt 1995 ein MFA vom Bard College. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, überregional ausgestellt und ist in zahlreichen öffentlichen Sammlungen vertreten, unter anderem im Museum of Modern Art in New York, Art Institute of Chicago, im Metropolitan Museum of Art, im San Francisco Museum of Modern Art und im Whitney Museum of American Art. Die von Helen Molesworth kuratierte erste große Überblicksausstellung ihres Werks "one lump or two" fand 2013 am ICA Boston statt und tourte anschließend zum Hessel Museum of Art am Bard College und dem Aspen Art Museum. Im Dezember 2014 hat Amy Sillman an der von Laura Hoptman kuratierten Gruppenausstellung "The Forever Now" am MoMA, New York, teilgenommen.


Amy Sillman. Yes & No
12. November 2015 bis 10. Januar 2016