Alexander Rodtschenko im Sprengel Museum

Die den beiden im Sprengel Museum vorgestellten Editionen zugrunde liegenden künstlerischen Arbeiten entstanden in einer Phase hitziger kunst- und gesellschaftstheoretischer Debatten in der jungen UdSSR, in denen das fotografische Schaffen Alexander Rodtschenkos (1891–1956) eine zentrale Rolle einnahm. Im "Epizentrum der Moderne" Moskau wurde die Bedeutung des Transnationalen in der Avantgarde ebenso heftig diskutiert wie das gesellschaftliche Selbstverständnis des Künstlers und die Rolle des Faktischen in den visuellen Medien.

Nach Beendigung der Kasaner Kunstschule (1914) zog Alexander Rodtschenko nach Moskau, wo er zwei Jahre lang an der Stroganow-Schule Bildhauerei und Architektur studierte. Nach der Teilnahme an der von Tatlin organisierten Ausstellung "Magazin" begann Rodtschenko 1916, seine Werke auf Moskauer Ausstellungen zu zeigen und konnte bereits zu den Künstlern der russischen Avantgarde gezählt werden. Von 1918 bis 1922 arbeitet er in der Abteilung für Bildende Künste (ISO) des Narkompros (Kommissariat für Volksbildung) als Leiter des Museumbüros und als Mitglied des Kunstkollegiums.

Rodtschenko war der erste Künstler in der USSR, der anfing, mit der Technik der Collage zu arbeiteten. Der Künstler bevorzugte abstrakte Collagen, bei denen er aus nichtfigürlichen Elementen oder durch Kombination von Zeitungs- bzw. Lichtbildfragmenten und nichtfigürlichen Elementen abstrakte Kombinationen bildete. Von der Collage ging Rodtschenko zur Fotomontage über.

Vom Dadaismus beeinflusst, gelangte er über die Fotomontage zur Fotografie, wobei er bald zu einem wichtigen Vertreter der russischen Konstruktivisten wurde. Er wurde besonders durch seine ungewöhnlichen Perspektiven bekannt, aber auch durch die starke abstrakt-grafische Wirkung seiner Aufnahmen. Unter dem Einfluss der geänderten politischen Vorgaben in den dreißiger Jahren wandte er sich der Reportage- und Sportfotografie zu, bevor er 1942 die Fotografie ganz aufgab und wieder als Maler arbeitete.

Alexander Rodtschenko. Zwei Editionen

27. Januar bis 11. April 2010