Alberto Giacometti in Duisburg

Zum Auftakt des Kulturhauptstadtjahrs Ruhr.2010 präsentiert die Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum – Zentrum Internationaler Skulptur, Duisburg eine einzigartige Ausstellung zum Werk des Bildhauers Alberto Giacometti (1901-1966). Mit Unterstützung der Fondation Alberto und Annette Giacometti, Paris dem wissenschaftlichen und organisatorischen Partner des Lehmbruck Museums, werden rund 120 Werke des Bildhauers in Duisburg als Leihgaben internationaler Museen und Privatsammler in Duisburg vereint.

Um 1945 entstand die annähernd lebensgroße Plastik "Die Frau auf dem Wagen", die im Mittelpunkt der Ausstellung steht. Sie ist die einzige Gipsskulptur von Alberto Giacometti in einem deutschem Museum, die 1986 dank Mitteln der Peter Klöckner-Stiftung für das Lehmbruck Museum erworben werden konnte und die die Handschrift und Arbeitsweise des Bildhauers bis ins Detail veranschaulicht. Im Vergleich zu den miniaturhaften und fragilen Gipsfiguren, die Giacometti seit den 1930er Jahren bis 1945 ausführte, blieb sie auch die einzige großformatige Arbeit aus dieser Periode figurativer Neuorientierung, während der sich der Bildhauer in Genf und Maloja (1942-45) aufhielt.

Die Ausstellung vereint erstmals die beiden von Giacometti ausgeführten Wagenskulpturen und stellt sie in ihren zugehörigen umfangreichen Werkkomplex: Dem Duisburger Werk steht erstmals die Leihgabe des großen Wagen (1950) aus dem Museum of Modern Art, New York gegenüber. Das mit der Frau auf dem Wagen neu eingeführte Motiv des Wagens ist wesentlicher Bestandteil der Wirkung und Bedeutung der Figur: Bewegungslosigkeit und Lebendigkeit, Distanz und Kontakt erzeugen ein dramatisches Spannungsfeld. Weitere nationale und internationale Leihgaben ermöglichen umfassende Einblicke in die Motive der zeremoniellen Kultwagen und verleihen den Skulpturen einen mythischen Charakter im Zyklus von Triumph und Tod.

Für die Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum – Zentrum Internationaler Skulptur ist es nicht die erste Ausstellung des Schweizer Bildhauers. Bereits im Jahr 1977 fand hier die erste Retrospektive Giacomettis in Deutschland statt.

Die Duisburger Frau auf dem Wagen wurde in der Vorbereitung der Ausstellung durch die französische Spezialfirma CIRAM, ermöglicht durch die Fondation Alberto et Annette Giacometti, eingehend radiologisch untersucht. So ist die Gipsfigur nicht nur sehr fragil, sondern birgt auch ein bisher unbekanntes Innenleben in sich, in dem der Künstler verschiedene Werkzeugteile zur Stabilisierung des Skulpturenkerns verarbeitete.

Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Katalog im Hirmer Verlag, München; ca. 224 Seiten, ca. 230 Abbildungen, Preis der Museumsausgabe ca. 25 Euro. Mit Beiträgen von Christoph Brockhaus, Pucci Corbetta und Roberto Sarfatti, Carol Jacobi, Jacques Vistel sowie den Kuratoren Gottlieb Leinz und Véronique Wiesinger. Der Katalog beinhaltet außerdem ein umfangreiches Interview mit dem Künstler Stephan Balkenhol, der sich im Kontext der Ausstellung mit dem Thema der Figur auseinandersetzen wird.

Alberto Giacometti
31. Januar bis 18. April 2010