Das Mumok zeigt die erste umfassende Einzelausstellung von Adam Pendleton in Europa und die größte Präsentation neuer Arbeiten dieses Künstlers überhaupt. Die fast ausschließlich für die Ausstellung entstandenen Arbeiten formen einen visuellen Chor kollektiver Differenz. Pendletons Arbeit, die er über dutzende Ausstellungen hinweg entwickelt hat, stellt eine Reflexion darüber dar, "wie wir die Welt zunehmend sinnlich wahrnehmen und uns durch sie hindurch bewegen" – eine Form der Abstraktion, die mit ihrem malerischen, psychischen und sprachlichen Ausdruck eine neue Art der visuellen Komposition für das 21. Jahrhundert ankündigt.
Seit 2008 artikuliert Pendleton einen Großteil seiner Arbeit durch die Idee des Black Dada, einer sich ständig weiterentwickelnden Untersuchung der Beziehung zwischen Blackness, Abstraktion und Avantgarde. Die Gemälde, Zeichnungen, Filme und Skulpturen in der Ausstellung verwischen die Grenzen zwischen Lesbarkeit und Abstraktion, Vergangenheit und Gegenwart, Vertrautem und Fremdem.
Die Ausstellung eröffnet im Erdgeschoss mit einer Gruppe von Pendletons "Black Dada"-Gemälden. Bei diesen Diptychen handelt es sich um Kompositionen aus malerischen Markierungen, mit denen die beständige Weiterentwicklung eines künstlerischen Werks dokumentiert wird. In jeder dieser Arbeiten finden sich ein oder mehrere typografische Elemente, die aus dem Begriff "Black Dada" abgeleitet werden. Ein polyrhythmischer Raum mit zwei Formen der Einschreibung entsteht: digitaler Schriftsatz und malerische Geste. Neben diesen Gemälden wird eine Gruppe von Keramikskulpturen mit dem Titel "Code Poems" präsentiert. Es handelt sich um Arrangements geometrischer Symbole, wie die Dichterin Hannah Weiner sie 1982 in ihrem gleichnamigen Buch aus dem Morsecode gewonnen hat.
Zentral für die Arbeit Pendletons ist eine nahtlose Bewegung zwischen den verschiedenen Medien – eine Fluidität, die in letzter Instanz auf einen Ansatz zurückzuführen ist, der Kunstproduktion als Collage versteht. Diese Collagen können unterschiedliche Formen annehmen, von großformatiger Malerei bis zu Filmporträts von Künstler:innen und Theoretiker:innen. Im Hauptausstellungsraum im zweiten Stock übernehmen drei dreieckige Pavillons eine Doppelfunktion – während an den Außenwänden Pendletons Zeichnungen und Gemälde zu sehen sind, werden in ihrem Inneren seine Videoarbeiten projiziert, darunter drei Filmporträts: "Ishmael in the Garden: A Portrait of Ishmael Houston-Jones" (2018), "So We Moved: A Portrait of Jack Halberstam" (2021) sowie "Ruby Nell Sales" (2020–22). In den angrenzenden Ausstellungsräumen werden zudem "What Is Your Name? Kyle Abraham, A Portrait" (2018–19) sowie eine neue Videoarbeit namens "Toy Soldier (Notes on Robert E. Lee, Richmond, Virginia/Strobe)" (2021–22) präsentiert.
Die Pavillons sowie die schräg angeordneten Sichtlinien im Hauptausstellungsraum wurden in Bezug zu den formalen geometrischen Elementen von Pendletons Gemälden entwickelt. Die Gemälde der "Serie Untitled (Days)" integrieren einfache Formen und die visuelle Dokumentation der tagtäglichen Arbeit im Atelier – Gesprühtes, Spritzer und Farbtropfen – und schichten diese zu umfassenden und dichten aleatorischen Kompositionen. Die ausgreifenden Bildräume der Serie "Untitled (WE ARE NOT)" – jedes Gemälde ist beinahe sechs Meter breit – lassen die Betrachter:innen mit ihren dynamischen, aus Texten und Gesten zusammengesetzten Feldern in Wellen kollektiver Artikulation eintauchen.
Für die großen, in Rastern gehängten Gruppen von Mylar-Arbeiten auf den umlaufenden Wänden druckt Pendleton malerische Markierungen auf transparente Folien. In seinen eigenen Worten: "Die im Raster gehängten Mylar-Arbeiten sind Behältnisse für verschiedene Markierungen, Gesten und Ausgangspunkte: visuelle Ausgangspunkte, textliche Ausgangspunkte, unvollständige Äußerungen, ob nun visuell oder anderweitig." In einem zweiten Ausstellungsraum auf demselben Stockwerk kombinieren die reflektierenden Arbeiten von "System of Display", einer Werkreihe, an der Pendleton seit 2008 arbeitet, Typografie und malerischen Zufall mit der akribischen Spezifik des Archivarischen – und bleiben dabei dennoch spekulativ und offen.
Adam Pendleton wurde 1984 in Richmond, Virginia/USA, geboren. 2002 nach er nach New York. 2005 zeigte er dort seine erste Einzelausstellung.
Adam Pendleton. Blackness, White, and Light
Kuratiert von Marianne Dobner
Bis 7. Jänner 2024