Abstraktion in Österreich. 1960 bis heute

Anlässlich einer Schenkung der Sammlung Ploner zeigt die Albertina eine Ausstellung zur Entwicklung der abstrakten Malerei und Zeichnung in Österreich seit 1960. Dabei wird eine Auswahl der neu erhaltenen Werke mit hochkarätigen Zeichnungen und Gemälden aus den auf diesem Gebiet äußerst umfangreichen Beständen der Albertina in Bezug gesetzt.

Die Sammlung Ploner wurde ab 1997 aufgebaut, mit einem Schwerpunkt auf abstrakter Kunst aus Österreich. Nach dem Tod des Sammlungsgründers Heinz Ploner im jahr 2011 entschloss sich seine Gemahlin Regina Ploner 2014 dazu, große Teile der Sammlung an die Albertina und das Belvedere in Wien sowie das Joanneum in Graz zu schenken, um sie dauerhaft zu erhalten und einem möglichst großen BetrachterInnenkreis zugänglich zu machen.

Die Schenkung vertieft die Sammlungsbestände der Albertina mit hervorragenden Arbeiten von Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Josef Mikl, Hubert Scheibl und anderen. Eine von der Albertina gemeinsam mit dem Belvedere und dem Joanneum herausgegebene Begleitpublikation ermöglicht es, die Sammlung Ploner auch nach der Aufteilung noch in ihrer Gesamtheit zu erleben.

Die Auswahl der Ausstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern folgt den in der Sammlung Ploner vertretenen Künstlern. Dieser Auswahl bewusst hinzugefügt wurden lediglich Werke von Franz Grabmayr, Wolfgang Hollegha und Markus Prachensky sowie einige hervorragende Leihgaben aus der Sammlung der Österreichischen Nationalbank.

Malerei und Grafik nahmen für Heinz Ploner stets denselben Stellenwert ein, sind doch die oft "bildmäßig" ausgeführten Zeichnungen, die seit den 1980er-Jahren auch in monumentalen Formaten auftreten, keineswegs unfertige Skizzen, vorbereitende Studien oder Entwürfe für Gemälde, sondern mit diesen gleichwertig, wechselseitig Impuls gebend und in bestem Sinne ambivalent.

Dementsprechend enthält die Sammlung von ein und denselben Künstlern wie beispielsweise Erwin Bohatsch, Gunter Damisch oder Hubert Scheibl sowohl Gemälde als auch hochkarätige Arbeiten auf Papier. Ihnen gemein - sowie ein wesentliches Interesse des Sammlers Heinz Ploner - ist das Ausloten der Möglichkeiten von Zeichnung und Malerei lange nach deren viel beschworenem Ende. Mit rund 125 Werken präsentiert die Ausstellung die wichtigsten Facetten der Entwicklung der abstrakten Kunst in Österreich seit 1960 bis hin zu neuesten Positionen.

Die sukzessive Abstraktion der menschlichen Figur steht am Anfang jener radikalen Entwicklung, die von Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky, Arnulf Rainer und Josef Mikl mit der 1956 gegründeten Gruppe Galerie St. Stephan - benannt nach der Galerie Monsignore Otto Mauers (1907-1973), dem entscheidenden Förderer der neuen Kunst eingeleitet wird. Josef Mikl untersucht in seinen Aktzeichnungen Form und Aufbau des menschlichen Körpers sowie das Verhältnis von Gewicht und Lasten, Körper und Raum.

Die Übersetzung und Transformation des naturalistischen Abbilds ist ebenfalls Inhalt der Arbeit von Jürgen Messensee, der die Figur fragmentiert und dabei einprägsame Chiffren und Abbreviaturen findet. Markus Prachensky kommt hingegen schon früh mit dem französischen Informel sowie mit der Malerei von Pierre Soulage in Kontakt und schafft gestische, expressive Werke. Hans Staudacher untersucht mit seiner spontan-kritzelnden Handschrift das Spannungsfeld zwischen Formwerdung und Formauflösung.

Mit seiner pastosen, bewegten Malweise nimmt Franz Grabmayr (1927*) eine Sonderposition in der Ausstellung ein und gilt zugleich in den Achtzigerjahren als Vorbild der Malerei der so genannten Neuen Wilden Gunter Damisch, Erwin Bohatsch, Hubert Scheibl und Herbert Brand!. Mit ihren intensiven Farb- und Materialexperimente thematisieren sie sowohl den Wechsel von Fläche und Bildtiefe als auch den gestischen Akt und das Prozesshafte des Zeichnens und Maiens selbst.


Abstraktion in Österreich. 1960 bis heute
10. Juni bis 6. September 2015