71 Jahre - 71 Werke

Im Jahr 2013 feiern die Museen in Ittingen ihr 30-jähriges Bestehen im ehemaligen Kartäuserkloster. Aus diesem Anlass wird eine gross angelegte Sammlungspräsentationen einen Überblick über die Sammlung des Kunstmuseums Thurgau geben. Ziel dieser Ausstellung ist es, den Bestand des Kunstmuseums und seine Schwerpunkte zu sichten und deren verborgene Qualitäten der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Das Kunstmuseum konnte 1983 im neu renovierten Kloster für damalige Verhältnisse grosszügige Ausstellungs- und Depoträumlichkeiten beziehen. Eine der Ursachen für diese Museumsgründung war die seit 1942 betriebene Sammlungstätigkeit des Kantons. Während des Zweiten Weltkriegs hatte der Regierungsrat einen regulären Kredit gesprochen für die "Förderung des Kunstbemühens auf dem Gebiet der bildenden Kunst der Gegenwart". Dieser Entscheid vor 71 Jahren markiert formell die Geburtsstunde der Thurgauischen Kunstsammlung.

Die Ankaufstätigkeit wurde in den folgenden Jahrzehnten in mehreren Schritten ausgeweitert und professionalisiert. Spätestens als sich ab 1977 die Möglichkeit für die Einrichtung eines Kunstmuseums in der Kartause Ittingen abzeichnete, setzte sich die Erkenntnis durch, dass eine Sammlung nur mit regionaler Kunst zuwenig attraktiv ist. Aus diesem Grund wurde ab 1975 um die Werkgruppe von Adolf Dietrich ein Schwerpunktgebiet "Internationale naive Kunst" geschaffen. Mit der Entgegennahme des Nachlasses von Hans Krüsi erfuhr die Sammlungstätigkeit 1995 eine Öffnung hin zur Aussenseiterkunst, die neben den Naiven auch die art brut oder das Schaffen von "Lebenskunstwerkern" umfasst.

Daneben bildete der Ankauf von zeitgenössischer Kunst aus der Region einen zweiten, attraktiven Schwerpunkt. Die bis Anfang der Neunzigerjahre geltende, strikte Beschränkung auf die in der Region wohnhaften Künstlerinnen und Künstler wurde nach den ersten Betriebsjahren in Ittingen aufgegeben. Seither konnten Spitzenwerke von Joseph Kosuth, Jenny Holzer, Janet Cardiff und anderen erworben werden, wobei diese immer einen engen Bezug zur Kartause aufwiesen, um nicht der Beliebigkeit zu verfallen. Solche Arbeiten mit direktem Bezug zum Ort verschaffen dem Museum auf internationalem Qualitätsniveau Einzigartigkeit und ermöglichen dem Publikum eine unmittelbare Auseinandersetzung mit den aktuellsten Formen des globalen Kunstdiskurses.

Die Ausstellung "71 Jahre – 71 Werke" dokumentiert die Sammlungsentwicklung, in dem für jedes Jahr ein Schlüsselwerk der Ankaufstätigkeit ausgewählt wird. Diese Zeitlinie dokumentiert eindrücklich den Wandel des Sammlungsziels von einem rein regionalen Fokus hin zu einem weltumspannenden Diskurs, was die Kunst als globales System mit starker Verankerung in der Region erkennen lässt. Die Aufreihung lässt auch mit seltener Deutlichkeit nachvollziehen, wie sich die Anforderung an Museumsbetrieb und Publikum in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Parallel zu dieser Zeitlinie werden in sieben Ausstellungszellen die Schwerpunkte der Sammlung, die sich im Lauf der Zeit herausgebildet haben, mit den Hauptwerken der Sammlung verdeutlicht. Neben den altbekannten Meisterwerken gibt es viel Unbekanntes zu entdecken.

Die Ausstellung "71 Jahre – 71 Werke" vermag trotz ihrer Grösse die inzwischen auf rund 30"000 Objekte angewachsene Sammlung nur beschränkt zu repräsentieren. Aus diesem Grund wird am 15. September 2013 die Ausstellung "Konstellation 6. Begriffe, Räume und Prozesse" eröffnet, die installativen Arbeiten und neuen Medien aus den letzten beiden Jahrzehnten gewidmet sein wird.

Konstellation 5. 71 Jahre - 71 Werke
21. April 2013 bis 25. August 2013