60. Berlinale: Goldener Bär für "Bal - Honey"

21. Februar 2010
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Die Jury um Werner Herzog hat Semih Kaplanoglus "Bal – Honey" mit dem Hauptpreis der Berlinale ausgezeichnet. Silberne Bären gingen unter anderem an den rumänischen Film "If I Want to Whistle, I Whistle" und Roman Polanski.

Keine großen Überraschungen brachte diese Preisverleihung. Semih Kaplanoglus vielerorts als Favorit gehandelter Abschluss seiner mit "Ei" (2006) und "Milch" (2008) begonnenen so genannten "Yussuf"-Trilogie "Bal - Honey" gewann den Hauptpreis. Als Unterstützungserklärung für Roman Polanski kann der Silberne Bär für seine Regie bei "The Ghost Writer" angesehen werden.

Auch zu den Favoriten wurde in den letzten Tagen der russische Beitrag "How I Ended This Summer" gezählt – nicht zuletzt wegen der allgemein bekannten Vorliebe von Jury-Präsident Werner Herzog für extreme Geschichten und Landschaften. Völlig in Ordnung gehen dann auch die Preise für die beste Kameraarbeit (Pavel Kostomarov) und die beiden Hauptdarsteller Grigori Dobrygin und Sergei Puskepalis.

Im Kino wird es freilich Alexej Popogrebskys Film, sofern er überhaupt einen Verleih findet, mindestens gleich schwer wie Kaplanoglus Siegerfilm haben. Popogrebsky erzählt über zwei Stunden lang von zwei Männern, die auf einer Insel im Arktischen Meer, abgeschnitten von der Außenwelt, meteorologische Aufzeichnungen machen und diese per Funk weiterleiten müssen.

In der Isolation entstehen Spannungen zwischen dem erfahrenen Sergei und dem Hochschulabsolventen Pavel. Als Pavel in Abwesenheit Sergeis einen Funkspruch erhält, dass Sergeis Familie bei einem Unfall ums Leben gekommen sei, hält er diese Nachricht zurück, kommt damit aber in immer größere Schwierigkeiten. So steigern sich die Spannungen und eskalieren, als Pavel notgedrungen Sergei doch die Wahrheit sagen muss.

In der auf die eisige auf endlose Tundrenlandschaft, durch die auch mal ein Eisbär trottet, und das raue Meer reduzierten Landschaft entwickelt sich so ein existentielles Drama, in dem man einen Generationenkonflikt, eine Coming-of-Age-Geschichte oder eine Vater-Sohn / Lehrer-Meister-Geschichte sehen kann.

Auch zu den Preisfavoriten wurde das rumänische Jugenddrama "If I Want to Whistle, I Whistle" gezählt, das nun mit dem Großen Preis der Jury und dem Adolf-Bauer-Preis ausgezeichnet wurde.

Zu den Verlierern dieser Preisverleihung ist sicherlich Benjamin Heisenbergs "Der Räuber" zu rechnen, der nicht nur von der Internationalen Jury, sondern auch von den Unabhängigen Juries übergangen wurde. "Bal" wurde dafür auch von der Ökumenischen Jury ausgezeichnet, während die Jury der Filmkritiker (FIPRESCI) unter den Wettbewerbsfilmen für das dänische Familiendrama "En Familie" votierte.