25 Jahre Archäologie im Montafon

Seit einem Vierteljahrhundert erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt am Main die reiche Vergangenheit des Montafons und haben dabei zahlreiche Funde zutage gefördert, die das Geschichtsbild dieses inneralpinen Siedlungsraumes verändert haben. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums werden die Ausgrabungen im September unter Beteiligung der Öffentlichkeit fortgesetzt und mit einem wissenschaftlichen Kolloquium gewürdigt.

Seit 25 Jahren werden im Montafon kontinuierlich interdisziplinäre Ausgrabungen und montanarchäologische Forschungen durchgeführt, die in den letzten Jahren das Bergbaurevier oberhalb des Schrunser Beckens in der Knappagruaba in Bartholomäberg zu einem spannenden Forschungsobjekt gemacht haben. Unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Krause von der Goethe-Universität Frankfurt am Main konnten frühe Moorarchive und prähistorische Siedlungen sowie Quellen zur frühen Weidewirtschaft aus der Bronzezeit und zum Bergbau seit der Eisenzeit erschlossen werden. Diese umfangreichen Forschungen ermöglichen es, vielschichtige Lebensbilder aus fast 4.000 Jahren Montafoner Geschichte zu zeichnen.

In den Schächten, Halden und Mooren der Knappagruaba konnten in den letzten 25 Jahren zahlreiche Funde und Proben geborgen werden, die in interdisziplinären Untersuchungen neue und überraschende Einblicke in bisher unbekannte Phasen des Bergbaus im Montafon ermöglichten. Die Untersuchungen reichen bis in die keltische und römische Zeit zurück und offenbaren eine bemerkenswert hohe Kontinuität der bergbaulichen Aktivitäten über zwei Jahrtausende. Es zeigt sich, dass bereits im frühen Mittelalter die Gewinnung von Eisen und Kupfer in der Region eine zentrale Rolle spielte. Die Silbergewinnung am Kristberg im Silbertal wurde bereits 1319 urkundlich erwähnt.

Die jüngsten Ausgrabungen im September 2023 brachten dank modernster Technik, wie dem Einsatz von Motorbohrern in vertikalen Schächten, neue Daten zu Tage. Diese Methoden haben es ermöglicht, die Bergbaugeschichte der Knappagruaba mit zeitlicher Präzision darzustellen. Rund 50 Radiokarbondatierungen (C14) von Holzkohlen bzw. organischen Rückständen belegen eine kontinuierliche Nutzung des Bergbaureviers von der keltisch-römischen Zeit über die Spätantike und das frühe Mittelalter bis zum Beginn des hochmittelalterlichen Bergbaus und weisen das Montafon als eines der ältesten kontinuierlich bis in die Barockzeit genutzten Bergbaureviere im Alpenraum aus. Die Ausgrabungen werden im September 2024 mit einem Pilotprojekt auf einer Fläche von ca. 100 mal 200 Metern fortgesetzt, um durch Tiefbohrungen in die Halden weitere Daten zu gewinnen.

Das 25-jährige Jubiläum der Archäologie im Montafon ist auch Anlass, die Öffentlichkeit an den Funden teilhaben zu lassen. Ab dem 2. September 2024 werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende der Goethe-Universität Frankfurt am Main unter der Leitung von Prof. Krause die Ausgrabungen auf dem Maisäß-Gelände Tschofen in der Knappagruaba fortsetzen. Interessierte sind herzlich eingeladen, die Arbeiten zu besichtigen. Ein besonderer Höhepunkt wird der Tag der Archäologie am 15. September 2024 sein, an dem Interessierte die Möglichkeit haben, die Ausgrabungsstätten zu besichtigen und sich über die neuesten Forschungsergebnisse zu informieren.

Am Samstag, den 19. Oktober 2024 findet von 14:00 bis 19:30 Uhr im Gemeindesaal Bartholomäberg eine Jubiläumsveranstaltung mit wissenschaftlichem Kolloquium statt. Die Veranstaltung bietet eine Plattform, um die Ergebnisse der letzten 25 Jahre zu präsentieren. In einer Reihe von Vorträgen berichten Archäologinnen und Archäologen über ihre aktuellen Forschungen im Montafon sowie in den angrenzenden alpinen Landschaften bis hin zum Bodensee.