Nach dem Erfolg mit "1937. Perfektion und Zerstörung" erforscht die Kunsthalle Bielefeld zum zweiten Mal ein Umbruchsjahr. Abseits der Studentenrevolten und des globalen politischen Aufruhrs geht es 1968 um einen antidiktatorischen Kunstimpuls. Mehr als 150 internationale Künstlerinnen und Künstler manifestieren in der Kunsthalle Bielefeld Werke der Weltvermessung und Weltveränderung.
"1968. Die Große Unschuld" stellt von Joseph Beuys bis zu Andy Warhol, von Louise Bourgeois bis zu Lawrence Weiner unschuldig vorgetragene, massiv eingeforderte Korrekturen des tradierten Kunstsystems vor. Die Mehrzahl der Künstler begegnet den hehren Kunstgattungen Malerei und Skulptur mit Misstrauen. Sie will mit Hilfe innovativer Materialien und Konzepte die alten Museumsstrukturen aufbrechen und räumliche Hürden überwinden. "Land Art"-Künstler ziehen in die Landschaft oder zu Orten in den Wüsten aus. Performance-Künstler bewegen und befragen ihren Körper. Vertreter der "Minimal Art" verzichten auf die manuelle Kunstproduktion und überlassen die Ausführung Fachbetrieben. Die "Concept Art" verwendet Zahlen, Buchstaben und Gitterformen, Informationen und fotografische Sequenzen.
Einige Künstler wollen Schriftsteller, Denker und Wissenschaftler sein. Viele der neuen Werke sollen zur gesteigerten Wahrnehmung und in neue Bewusstseinsräume führen. Unübersehbar ist eine politische und moralische Ironie. "Die Große Unschuld" gilt dennoch einem Angriff. Das kreative Ich stellt sich 1968 in den Mittelpunkt. Der um eine zeitgenössische Kunstkultur beginnt. "1968. Die Große Unschuld" analysiert amerikanische, europäische und asiatische Künstler ebenso wie visionäre Architekten am Beispiel von rund 300 Werken. Das dazugehörige Buch erscheint bei DuMont und wird zum Preis von 24,80 Euro während der Ausstellungszeit im Museum verkauft.
1968. Die Große Unschuld
15. März bis 2. August 2009