100 Beste Plakate 09

Der Wettbewerb "100 Beste Plakate 09. Deutschland Österreich Schweiz" demonstriert auch heuer wieder die intuitive Kraft, die im Kommunikationsdesign von heute zu finden ist. In der MAK-Ausstellungshalle werden ab Mittwoch, 24. November 2010, die nominierten Exemplare in einer kreativen Ausstellungsarchitektur präsentiert, die ein Abbild der gegenwärtigen Strömungen im zeitgenössischen Grafikdesign sind. Die von einer internationalen Fachjury ausgewählten Plakate sollen eine Signalwirkung auslösen, um den aktuellen Diskurs mitzubestimmen. Bereits seit 2006 zeigt das MAK jährlich die Gewinner des wohl bedeutendsten Wettbewerbs für Plakatgestaltung im deutschsprachigen Raum.

Aus über 1.600 Einreichungen von Werbeagenturen, Grafikern, Studierenden oder Freischaffenden wählten im Februar 2010 Trix Barmettler (Grafik-Designerin, Zürich, Vorsitz), Prof. Günter Karl Bose (Grafik-Designer, Berlin, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig), Flavia Cocchi (Grafik-Designerin, Lausanne), René Grohnert (Deutsches Plakat Museum im Museum Folkwang, Essen) und Reinhold Luger (Grafik-Designer, Bregenz) die 100 besten Plakate aus. Am Wettbewerb hatten sich diesmal 484 Einreicher beteiligt.

Die Projektgewinner verteilen sich nach Ländern wie folgt: 65 kommen aus Deutschland, 31 aus der Schweiz und vier aus Österreich. In den eingereichten Arbeiten ist im Generellen als Trend eine Abkehr von typografischen Experimenten hin zu klaren Gestaltungselementen zu erkennen. Die Nominierten konzentrierten sich in ihren Arbeiten auf unmittelbare Kommunikation und präzise Bildaussagen. Neben kulturellen Veranstaltungen standen 2009 sozialkritische Themen im Vordergrund.

Abermals gelang es der Österreicherin Eva Dranaz in Zusammenarbeit mit Jochen Fill für die Monatsplakate der "rhiz - bar modern", Wien 8, verstörende Momente unter dem Titel "insects 09" plakativ in die Öffentlichkeit zu tragen. Sie präsentiert auf weißem Hintergrund stark vergrößerte Insekten, deren Gliedmaße seziert wurden. Hier dominiert, wie bei Dranaz üblich, die künstlerische Aussage, das Spiel mit Vergänglichkeit, mit Leben und Tod. Die Kompositionen aus toten Insekten, die ohne Fotomontage gestaltet wurden, enthüllen die Ästhetik und Schönheit des Unbeachteten.

Auch dieses Jahr kommt eine Gewinnerin des Wettbewerbs aus der Universität für angewandte Kunst in Wien. Agnes Steiner beschäftigt sich bei ihrem Plakat "Grafische Revue" mit einem Designer-Vortrag und der Vorstellung von Diplomarbeiten an der "Angewandten", die sie mit dem französischen Wort "Vue" assoziiert – so entstehen Kombinationen wie Entrevue, à Vue, Prevue, en vue.

Paulus Dreibholz hat für die jährlich stattfindenden Symposien "architecture live" des Instituts für Architektur der Universität für angewandte Kunst eine aus zwei Teilen bestehende Ankündigung entworfen. Seine Arbeiten sind durchwegs von einem durchdringenden Verständnis für Form und deren Wirkung auf die menschliche Wahrnehmung geprägt. Die Grundstruktur der Gestaltung der Plakate fußt auf den architektonischen Interpretationen der klassisch-funktionalistischen Architekturgeschichte: Kreis, Halbkreis, Quadrat und Linie werden zu Zahlen geformt.

Ein Zitat der buddhistischen Nonne Lama Yeshe Sangmo – "Gedanken sind wie Schneeflocken, die auf eine heiße Herdplatte fallen" – war gestalterischer Ansatzpunkt für eine Citylight Plakataktion in Linz, gestaltet von Helmut Prochart in Kooperation mit Beate Göbel. Ausgehend von vier Herdplatten, die aneinandergereiht das Motiv "Schneeflöckchen" als Repetitionsmuster erscheinen lassen, wollten die Projektinitiatoren (Kunstraum Goethestraße xtd, Neuland OÖ, pro mente OÖ) auf die Problematiken psychisch kranker Menschen in Beziehung zu ihrer Umwelt aufmerksam machen.

Ein weiteres hervorzuhebendes Beispiel ist das von Megi Zumstein, Claudio Barandun und Daniel Peter für das Museum für Gestaltung in Zürich entworfene Ausstellungsplakat "Formlose Möbel". Das Konzept der 2008 in Wien gezeigten und vom Museum für Gestaltung in Zürich übernommenen MAK-Ausstellung wurde von den Designern stimmig ins Bild gebracht: Das Plakat vermittelt das Sitzgefühl der 68er-Generation, das mit gesellschaftlicher Freiheit, zwanglosem Spiel und Pop-Kultur assoziiert wird. Die Grafiker fusionierten für ihr Plakat zwei 1968 entstandene Ikonen des Designs, den Fauteuil "Ciprea" von Afra und Tobia Scarpa, den sie grafisch in die Form des berühmten "Sacco" der Designer Piero Gatti, Cesare Paolini und Franco Teodoro überleiteten.

Katalog: "100 beste Plakate 09. Deutschland Österreich Schweiz. Wild", hg. von "100 Beste Plakate e.V.", mit einem redaktionellen Beitrag von René Schober und Peter Klinger, deutsch/englisch, 212 Seiten mit ca. 200 farbigen Abbildungen, Verlag Hermann Schmidt Mainz 2010, EUR 34,80. Erhältlich im MAK Design Shop.

100 Beste Plakate 09
Deutschland Österreich Schweiz
24. November 2010 bis 9. Jänner 2011