Es ist mir ein Rätsel

8. April 2015 Rosemarie Schmitt
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Sie ist kurios. Nein, sie ist von Jazzhaus-Records/Q-rious (Vertrieb: Inakustik), diese ungewöhnliche Aufnahme der "Stimme Siziliens": Etta Scollo. Seit mehr als 25 Jahren höre ich sie. Es war der Titel "Sulla pelle" der mich Ende der 80er Jahre auf diese Sängerin aufmerksam machte. Es war Popmusik – wir waren jung, Frau Scollo und ich. Heute sind wir erwachsen.

Das Erwachsenwerden von Frau Scollo konnte und kann man quasi hören, selbst wenn es beim Graswachsen nicht gelingt. Wenn ich mir hin und wieder ihre CDs in der Reihenfolge des Erscheinungsdatums anhöre, wird mir die unglaubliche Entwicklung dieser Musikerin bewusst. Alles hat seine Zeit. Scollo macht jede Zeit zu der ihren. Die Zeit ist nicht nur der rote Faden, der sich durch die 14 Lieder ihres neuen Albums "tempo al tempo" zieht. Die Zeit ist allgegenwärtig, als Maßeinheit des Lebens, als Liebes- und Zerstörungskraft, als Todesbote.

"tempo al tempo" ist kein Soloprojekt, sondern ein Duo. Scollo con Cello heisst es, das Duo, also, Scollo mit Cello. Gemeinsam machen sie sich auf eine Zeitreise, die Cellistin Susanne Paul und Etta Scollo. "Die Stücke haben wir zu zweit geschrieben und ganz puristisch und kammermusikalisch aufgenommen", heisst es auf der Webseite von Frau Paul.

Es ist keine leichte Kost, die Scollo und Paul uns hier servieren. Nichts, was man eben mal so nebenbei hört, nichts, was auf Anhieb zum Tanz verführt. Die Texte fordern zum Nachdenken auf. Die Ausrede, man sei der italienischen Sprache nicht mächtig, kann ich nicht gelten lassen, denn zu allen Texten gibt es eine deutsche Übersetzung im Beiheft der CD. Kennen Sie Monsieur Uno? Nein? Darf ich vorstellen?:

Uno ("Eins") ist außergewöhnlich
Uno ist einzigartig in der Welt, aber
Uno ist einsam
Uno langweilt sich zwischen "Ja" und "Nein".
(...)

Ja, und Monsieur Uno ist die Nummer 14 auf der CD "tempo al tempo" (nach dem ersten Hören meine Nummer 1, aber warten wir ab, ob sich das nicht noch ändert). Ein anspruchsvolles Album, das seine Tiefgründigkeit nicht beim ersten Hören preisgibt. Um es mit Worten eines traditionellen Textes zu sagen, zu dem Etta Scollo und Susanne Paul die richtigen Töne fanden: Man braucht Grips unter dem Hut (also im Kopf) ... "Rätsel" heisst der Titel, bei dem ich mir diese Worte geborgt habe.

Apropos Rätsel, in welchem Jahr wurde Etta Scollo geboren? Schreiben Sie mir bis zum 15.April 2015 eine Mail (an: w.rosemarie.schmitt@gmail.com) mit der richtigen Antwort, und mit etwas Glück schicke ich Ihnen "tempo al tempo" von Scollo con Cello.

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt