Seelust und Badefreuden

Sonne, Wasser, Licht und Luft, ausgelassenes Beisammensein an den Ufern des Vierwaldstättersees. Das ist seit 1919, seit der Eröffnung des Strandbades Weggis, wo sich erstmals in der Schweiz Frauen und Männer gemeinsam am Strand und im Wasser tummelten, ganz normal. Das Historische Museum Luzern zeigt bis 31. August 2008 die Sonderausstellung "Seelust – Badefreuden in Luzern".

Das neue Freizeit- und Freiheitsgefühl packte alle Leute aller Schichten. Plakate warben für die modernen Strandbäder, Badekleider wurden plötzlich wichtig, weil das Baden zum gesellschaftlichen Ereignis geworden war. Das Filmen und Photographieren am Strand war eine echte Plage, gewährt uns heute aber auch viele spannende Einblicke in das Badeleben der Zwanziger- und Dreissigerjahre.

Die engen Platzverhältnisse in den Städten förderten im 19. Jahrhundert den Bau von Badeanlagen an Flüssen und Seen. Ärzte entdeckten die Heilkraft der Natur. Hygiene, Gesundheit und Volkswohl wurden staatlich gefördert, auch, um die immer zahlreicher werdenden wild Badenden in die offiziellen Bäder zu lotsen. Waren die Badeanstalten des 19. Jahrhunderts eigentliche öffentliche Badezimmer, weil es in den Wohnungen solche nicht gab, entstehen zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zug der "Lebensreform- Bewegung" die Strandbäder. Die Architekten der Moderne greifen das Thema auf.

In Luzern gibt es eine grosse Zahl unterschiedlichster Bäder. Sie dokumentieren die ganze architektonische Typologie, vom kleinen privaten Badehäuschen zum imposanten Holzfort, vom ersten schweizerischen Strandbad ohne Geschlechtertrennung bis zum modernen Lido als Freizeit- und Tourismusanlage, vom ersten, mit Palisaden eingezäunten Seebad zum offenen Freibad im Uferpark.

Die von Heinz Horat gestaltete Ausstellung präsentiert das Baden im See und in der Reuss seit den Anfängen, zeigt die originalen Pläne aller in Luzern je geplanten und gebauten Badeanstalten, schildert die Zeit, als die Behörden noch mit Verboten der Badelust des Volkes Einhalt gebieten wollten und schliesslich kapitulierten, spricht von der Scheidewand, jener Holzwand in den Badeanstalten, welche die Damen und Herren trennten, wären da nicht die einen oder anderen Astlöcher gewesen, holt Filme und Fotos, Zeichnungen und viele andere Objekte hervor, die zum Strandleben gehören und zeigt über 50 originale Badkleider von 1890 bis heute, eine wahre Augenweide.


Seelust – Badefreuden in Luzern
14. März bis 31. August 2008