Carsten Nicolais rotierender Zylinder

Das Werk des international renommierten Künstler und Musiker Carsten Nicolai steht exemplarisch für die Programmatik der Schering Stiftung: die Förderung exzellenter künstlerischer Positionen und wissenschaftlicher Forschung. Nicolai fertigt die Arbeit "rota" speziell im Auftrag der Stiftung an. Die als Experiment zu verstehende Installation beschäftigt sich mit den Auswirkungen sogenannter Neurofeedbacks auf die menschliche Wahrnehmung.

In Anlehnung an die seit den 1950er Jahren von Brion Gysin entwickelten dream oder mind machines, die im Kontext der Beatnik-Bewegung entstanden sind und durch die Produktion von Alphawellen eine bewusstseinserweiternde Funktion besitzen sollten, stellt Carsten Nicolai mit "rota" eine Versuchsanordnung bereit, die den Besucher am eigenen Leib erfahren lässt, inwiefern das Gehirn auf unterschiedliche visuelle (und akustische) Phänomene reagiert.

"rota" ist ein etwa 260 cm hoher und im Durchmesser ca. 170 cm breiter Zylinder, der um seine eigene Achse rotiert und dessen Oberfläche mit einem speziell entworfenen Muster perforiert ist. Aus seinem Inneren strahlt kaltes Licht, das durch die Rotation des Körpers einen stroboskopischen visuellen Effekt erzeugt. Je nach Geschwindigkeit des Rotationsvorgangs entstehen dabei verschiedene
Frequenzen flickernder Lichtimpulse, die auch auf akustischer Ebene umgesetzt werden. Laut wissenschaftlicher Forschungen können diese Impulse direkte Auswirkungen auf die Gehirnströme des Zuschauers haben und somit ein neuronales Feedback erzeugen, welches unterschiedliche Zustände mentaler Verfassung – wie in Trance, Hypnose oder Meditation – hervorrufen kann.


Carsten Nicolai - rota
3. Juli bis 26. September 09