Zwischen Märchen und Milieu

29. August 2008
12.07.2008 bis  31.08.2008
Bildteil

Sind die Figuren von Stefanie Erjautz blos harmlos? Sind sie für das Spiel und Amüsement von Kindern gemacht? Oder ist das "auch" Kunst, was die 75-jährige Salzburgerin in über 40 Jahren geschaffen hat? Das Franziskanermuseum in Villingen-Schwenningen zeigt vom 11. Juli bis 31. August 2008 in der Ausstellung "Kleine Welten" die textilen Momentaufnahmen von Erjautz.

Die Schau umfasst das Schaffen einer Künstlerin, die sich selbst nie als solche bezeichnen würde. Die Sammlung von etwa 230 Portraits, Charakter- und Milieustudien sowie Interpretationen popularer Erzählstoffe geben einen tiefen Einblick in die menschliche Psyche und die Rituale des Alltags. Ein genaues Hinsehen eröffnet einen Kosmos mit doppelbödigen und hintergründigen Bedeutungen und Narrativen, das "auch" in diesen Figuren steckt. Die Kleinen Welten der Stefanie Erjautz schildern menschliche Schicksale im Abseits des Erfolgs. Sie zeigen das Individuelle in stereotypen Situationen und bannen Lebensgeschichten im Augenblick.

Haarscharf erfasst Erjautz Leichtsinn und Schwermut der Menschen, entlarvt aber auch deren geheime Sehnsüchte und tief sitzende Schwächen. Ihre Weltsicht hat sie in figurale Szenerien und textile Skulpturen gebannt. Die Porträts, Milieustudien und Interpretationen populärer Erzählstoffe geben einen tiefen Einblick in die menschliche Psyche und die Rituale des Alltags. Oberflächlich betrachtet mögen sie wie Illustrationen einer heilen Welt wirken. Doch die Welt ist nicht heil – schon gar nicht bei Stefanie Erjautz. Ihr Blick auf die Welt ist haarscharf und kritisch. Sie klagt nicht an, sondern schildert mit tiefem Verständnis und hintergründigem Witz menschliche Schwächen, Sehnsüchte und Verletzungen. So entfaltet sie ihre "kleinen Welten" als Spiegel einer zuweilen recht unheimlichen Realität.

Die Ausstellung "Kleine Welten" will zu einem intensiven Blick auf die Werke von Stefanie Erjautz verführen, der hinter die meisterliche Oberfläche und die Kunstfertigkeit der Künstlerin im Umgang mit dem textilen Material dringt. Ihre Arbeiten verleiten zur Suche nach den Widerspiegelungen der Figuren in unseren eigenen Beobachtungen, Erfahrungen und Einschätzungen.


Kleine Welten
12. Juli bis 31. August 2008

Franziskanermuseum
Rietgasse 2
D 78050 Villingen-Schwenningen

Öffnungszeiten:
Di bis Sa 13 - 17 Uhr
So und Fe 11 - 17 Uhr