Ente Nr. 1. Aus: Der lustige Thurgauer. Kriegs-, Friedens- und Historienkalender auf das Jahr 1857. Druck und Verlag L. Stephan, Dießenhofen. Eine Ente. Eine wahre Begebenheit mit einer Abbildung. Vom Konstanzer See. Folgende seltsame Entengeschichte hat sich vor kurzem in unserer Gegend thatsächlich ereignet und viel zu reden gegeben.
Ein Herr in der Stadt kam von einer Schlittenfahrt aus der Schweiz zurück. Wie er abstieg, sah er auf dem Schwanzbrett des Rennschlittens etwas Graues liegen, und siehe! es war eine fette, todte Wildente. Nach einigem Nachdenken präsentirte er den Fund seiner Frau, sprechend: Geliebte Gattin! Es ist plötzlich sehr kalt geworden. Diese Ente entflog dem zufrierenden Untersee, kam im Fluge in eine zu kalte Region, erfror, stürzte herab und fiel gerade auf das Hinterbrett meines Schlittens, wo sie liegen blieb. Die Frau hielt einige Minuten ihre zarte Hand an die Stirne und erwiderte: Herzlichgeliebter Gatte! Ich muß Dir auch dießmal widersprechen. Mir scheint, diese Ente kommt aus einer Choleragegend. Die Krankheit spürend wollte sie noch entfliehen, starb im Fluge und kam im Fall auf Deinen Schlitten. Drum sage ich: Fort mit dem grausigen Thier! – Durch alles Bitten brachte es der Mann dazu, daß einstweilen die Ente in einen Topf gesteckt, hermetisch verschlossen und an einem entlegenen Orte aufbewahrt wurde. Dem Manne wollte die Ente nicht aus dem Sinn. Er fragte die Naturforscher, die Aerzte und Apotheker: überall nur Möglichkeiten, nirgends ein fester Anhaltspunkt. Wo menschliches Wissen nicht ausreicht, sucht Jener Hülfe bei höhern Wesen, in unserer Zeit bei hölzernen Tischen. Also fragte er einen schreibenden Tisch, in der Sprache des wissenschaftlich gebildeten Aberglaubens Psychograph genannt. Das Geisterorgan war eben in antiker Ekstase und gab folgendes Orakel in pythischer Form: "Heim vom schallenden Horn rutschirte verstohlen Allisbach. Rücklings fiel er auf’s Eis. – Ente rutschirte hieher." Ein Konstanzer Gourmand hatte gehört, man finde derzeit köstliche Wildenten in der Schweiz. Er begab sich zu A. in Sp., fragend: Kann ich heute Abend eine gebratene Wildente speisen? – Ganz gewiß! Der Wirth in H. hat mir eine versprochen. – Beide eilten ins H., fanden, was sie wünschten und überdieß trefflichen Vierundfünfziger, von dem sie mehrere Flaschen tranken. Dann sprach der Gourmand zu A.: Geh’n Sie jetzt voraus und lassen Sie die Ente bereiten; ich komm’ schon nach. – Als A. auf dem Wege war, rutschte ein Schlitten in gleicher Richtung, er geschwind auf das leere Hinterbrett, die Ente vor sich legend. Und wie er zum Sp. kam, wollte er absteigen, erhielt einen Ruck, fiel herab, und ehe er wieder aufgestanden, war weit schon der Schlitten mit der Ente davon. Ente Nr. 2. Aus: Kochkunst. Illustrierte Zeitschrift für Hotel, Restaurant, Herrschafts- und Bürgerliche Küche. Frankfurt am Main. Jahrgang 1901. Nr. 20, S. 308. Entenragout mit Ananas. Vier junge Enten werden recht saftig gebraten, das heisst, dass dieselben immer noch rosa sind. Nachdem sie ausgekühlt, löst man das Brustfleisch und die Keulen ab. Die Brüste schneidet man in je drei, die Keulen in je zwei Teile und legt diese in ein Sautoir ein. Die Knochen werden mit 8 – 10 Schalotten, etwas Citronenschale, ganzer Petersilie, einigen Pfefferkörnern, einem Lorbeerblatt und einer halben Zehe Knoblauch recht fein gestossen und mit einer Flasche Rotwein und eineinhalb Liter kräftiger Jus ausgekocht. Während dem Kochen bindet man die Sauce mit eineinhalb Esslöffel Maizena und lässt sie bis zur Hälfte einkochen. Dann passiert man sie durch ein feines Drahtsieb, so dass nur die Knochen zurückbleiben, bringt sie wieder zum Kochen , schmeckt sie mit Salz und etwas Citronensaft ab und giebt eine in Würfel geschnittene und mit zwei Esslöffel Zucker gar gedämpfte Ananas ohne ihre Brühe in die Sauce. Die Sauce giesst man über die Entenstücke und lässt diese recht heiss werden, ohne sie aber kochen zu lassen. Dann richtet man das Gericht auf zwei runden Schüsseln an und garniert sie mit Blätterteigschnitten.