Zusammenspiel unterschiedlicher Positionen und Disziplinen

Unter dem Titel "Bregenz fördert Kunst" präsentiert die Stadt Bregenz im Rahmen der neuen Ausstellung im Magazin IV eine Gruppenausstellung, in der sich zeitgenössische künstlerische Positionen aus den Bereichen Malerei, Tanz, Literatur, Musik, Gesang und konzeptionelle Kunst zum Stelldichein treffen. Präsentiert werden Werke von fünfzehn Kunstschaffenden aus Bregenz mit unterschiedlicher ästhetischer und inhaltlicher Formensprache. Ausgangspunkt der Ausstellung war die Vergabe von Stipendien für freischaffende KünstlerInnen. Die Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz hat für Kulturschaffende aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Literatur, Tanz, Theater, Vermittlung, Kulturmanagement und Kulturtheorie fünfzehn Stipendien zu je 4.500 Euro aufgrund der schwierigen Situation im Kontext der Coronapandemie für das Jahr 2021 ausgeschrieben. Dabei wurden fünfzehn Stipendien mit einer Laufzeit von drei Monaten (monatlich 1.500 Euro) vergeben.

Fünfzehn künstlerische Statements

Aus dieser ungewöhnlichen kuratorische Praxis heraus haben sich unkonventionelle Kombinationen unterschiedlicher Disziplinen entwickelt. Die Sopranistin und "J.S. Bach-Expertin" Miriam Feuersinger etwa begegnet den Forschungen und Hinterfragungen zu Symbolen der bildenden Künstlerin Selina Reiterer.

Das pastose Triptychon von Lukas Weithas und die performativen Tanzstudien "Sterbe und Werde" von Natalie Fend verbinden sich mit „Mapsaura“, „Melantheia“ und „Aiopis“, den Big Monotypes von Bianca Tschaikner, in einem loftartigen Environment.

Die akustische Installation „Stimmen des Widerstands“ von Andreas Paragioudakis, welcher den Ausstellungsraum mit einem permanenten Klang-Tonteppich bespielt, untersucht die gesellschaftliche Polyphonie der unhörbaren Stimmen von Menschen, die kein Bleiberecht oder Arbeitsrecht haben.

"Love, Hate und Reality", Digitaldrucke auf Aluminium von Marbod Fritsch, hinterfragen und definieren Zwischenräume und korrespondieren mit der literarischen Arbeit und Installation von Wolfgang Mörths Kompendien der "Miromente“-Ausgaben, welche jeweils mit bildenden künstlerischen Arbeiten erweitert sind. „Miromente“ wurde im Herbst 2005 von Kurt Bracharz, Ulrich Gabriel, Daniela Egger und Wolfgang Mörth gegründet.

Der junge Maler Lorenz Helfer präsentiert zwei großformatige Arbeiten, je 220 x 250 cm, einen "Rücken“ und eine "Figur bind Schuhe“, beide Arbeiten gefertigt mit Außendispersion auf Leinwand. Durch die Verwendung der Dispersion entsteht eine eher matte Oberfläche, fast weich und samtig, und lässt die Figuren ruhig und konzentriert wirken.

In der Ruhe des Universums, eingebettet in die Weltanschauung von Arthur Schopenhauers Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung“, liegen die Arbeiten von Rafet Jonuzi – eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Phänomen des "schwarzen Loches“. "Colorful Conundrum 4a, 4b, und 4c“, so die Titel der Arbeiten, stellen Fragen zum Sein, es geht um das Lösen eines großen Rätsels.

Der Ruhe und Kontemplation gegenübergestellt ist eine Tanzperformance von Monika Mayer-Pavlidis. Seit ihrer frühesten Jugend führt sie einen inneren Dialog über sich und das Leben. Die Grundlage der Arbeit "Mutausbruch“ bilden ausgewählte Texte aus dem aktuellen Gedichtzyklus der Künstlerin.

"Shadowliner“, eine mobile, performative Installation von Alexander Stark, bildet eine Symbiose zwischen dem natürlichen Sonnenlicht und der künstlerischen architektonischen Umgebung. Aus dem öffentlichen Raum in die Räumlichkeiten des Magazin 4 installiert, entstehen Schatten und bespielen spielerisch die weiße Oberfläche des Raumes.

"Innendrinnen“, eine Produktion der Tänzerin Ursula Sabatin, vereint neun tänzerische Hausbesuche, neun Videoporträts der Tänzerinnen des Ensembles Tanzufer. Entstanden sind verdichtete Kurzporträts, begleitet durch musikalische Kompositionen von Cornelia Baumgartner.

Die Literatin Ruth Schmiedberger taucht uns regelrecht mit der menschlichen Gestalt "Otter“ ins Wasser des Bodensees. Historisch, im letzten Jahrhundert angesiedelt, rund um den zweiten Weltkrieg, kreist die Geschichte über Umstände, gefiltert aus Erinnerungen des Herrn Otter im November 1944, rund um den Bodensee.

Das Reflektieren über die Rolle der Kunst, über die Möglichkeiten der Einflussnahme derer auf gegenwärtige Situationen und Umstände, ist ein Bereich, welcher von Edilberto Fonseca Alfonso hinterfragt und thematisiert wird. Was kann Kunst? Wir leben in einer herausfordernden Zeit; es herrscht Krieg in Europa – Rassismus, Gewalt, Mord, Genozide, Naturkatastrophen und Armut beschäftigen die Menschheit. Welches sind die Mechanismen dahinter, was kann dagegengehalten werden? Edilberto Fonseca geht einen klaren Weg. Er hat beschlossen, keine Kunst zu schaffen, welche sich nicht mit diesen wichtigen Themen auseinandersetzt. Wir sehen in der Ausstellung eine dreiteilige Videoarbeit: Zwei Arbeiten handeln von einer Mutter und ihrer Tochter, reale Opfer eines bewaffneten Konfliktes in Kolumbien, bei welchem sie aus ihrem Land und ihrem Zuhause vertrieben wurden. Die Dritte beschreibt die Aufgabe des Körpers in Bezug zum politischen System.

Eine komplexe Ausstellung zu Themenstellungen unserer Zeit, kuratiert durch Judith Reichart und Marion Pfeiffer, Kulturservice der Landeshauptstadt Bregenz. Begleitet wird die Ausstellung durch ein umfangreiches Rahmenprogramm inklusive einem Open Studio Day 2023 in Bregenz, in Kooperation mit den Kulturschaffenden aus Lindau.

Bregenz fördert Kunst
Alexander Stark, Edilberto Fonseca Alfonso,
Lukas Weithas, Monika Mayer-Pavlidis, Bianca Tschaikner
Wolfgang Mörth, Ruth Schmiedberger, Rafet Jonuzi
Lorenz Helfer, Selina Reiterer, Miriam Feuersinger,
Andreas Paragioudakis-Fink, Natalie Fend, Marbod Fritsch
und Ursula Sabatin
Magazin 4, Bergmannstraße 6
26.11.-5.3.2023
Eröffnung: 25.11.,18.00
Mi-So 14-17
Open Studios Bregenz: Sa, 14.1., 10-16