Yorgos Sapountzis. Michsich Hotel

Yorgos Sapountzis (*1976 in Athen) rückt in seinen Installationen, Videos und Performances die Plätze und Orte des öffentlichen Lebens in ein neues Bewusstsein, das die Gegenwart genauso einbezieht wie die Vergangenheit. Für seine Einzelausstellung bei Kunst Meran hat sich Yorgos Sapountzis mit den semi-öffentlichen Räumen von Hotelzimmern auseinandergesetzt und setzt diese in Verbindung mit dem Atelier als Ort der Kunstproduktion sowie mit dem Ausstellungsraum als demjenigen Ort, wo Kunst präsentiert und betrachtet wird.

In der Vorbereitung hatte der Künstler die Möglichkeit, die Depots verschiedener Meraner Hotels zu sichten und Objekte und Möbel auszuwählen, die er in die Installation im Kunsthaus integriert. Von der charakteristischen Architektur des ehemaligen Laubenhauses ausgehend, inszeniert er in den ersten zwei Stockwerken eine szenografische Abfolge von Situationen, Objekten und Erzählungen.

So beginnt die dichte Inszenierung mit einer Installation aus Gegenständen aus dem Atelier des Künstlers: persönliche Objekte, Material, Werkzeuge – Dinge, die sich wiederum mit Zeichnungen ebendieser Gegenstände vermischen und vervielfachen. Look and Cook – die Aufforderung zum genauen Hinsehen, die im Titel der Installation steckt, kann als Hinweis für die ganze Ausstellungverstanden werden. Die Objekte tauchen in verschiedenen Formen immer wieder auf – als Gegenstände, als ihre Abbilder in Form von Zeichnungen, aber auch von Fotografien, die Sapountzis auf Leintücher druckt: "Ich mag es, mit meinen Materialien Chaos anzurichten, das ich dann wieder in Ordnung bringen muss. Und noch mehr mag ich die Überraschung und das Erfolgsgefühl, wenn es mir gelingt. Der Prozess ist wichtiger als das Resultat." (Sapountzis in einem Interview mit Yilmaz Dziewior).

Yorgos Sapountzis arbeitet immer mit leichten, einfachen Materialien: Alustangen, Leintücher und farbige Stoffe dienen ihm gleichzeitig als Bildträger und als architektonische Elemente. Diese flexiblen, temporären Installationen unterstreichen die Beweglichkeit und Dynamik, die auch die Videos und Performances von Sapountzis auszeichnen. In einem neuen, eigens für die Ausstellung produzierten Video etwa setzt er auch seine eigene Person in Relation zum Stadtraum: Auf einem nächtlichen Spaziergang bewegt sich der Künstler durch Meran und zeigt eine veränderte Wahrnehmung der Stadt.

Die Präsenz des menschlichen Körpers ist in Sapountzis’ Werken und in der Ausstellung zentral: Zum einen ist er in den Fotos und Fragmenten oder Abgüssen von Statuen und Monumenten allgegenwärtig. So sammeln sich etwa in der Installation Dance Studio Gipsabgüsse von Körperfragmenten vor einer Art Paravent. Zum andern beschreibt auch jede*r Besucher*in durch seine*ihre Anwesenheit und die Bewegungen in den Räumen die Ausstellung neu. Der Ausstellungstitel "Michsich Hotel" enthält sowohl den Hinweis auf die individuelle als auch auf kollektive Erinnerungen und Erfahrungen. Gleichzeitig spielt er auf die Überlagerung von privaten Räumen und öffentlichen Orten an. Beim Durchschreiten der Installationen und Räume entstehen neue Ordnungen und Erzählungen.


Yorgos Sapountzis. Michsich Hotel
21. Juli bis 16. September 2018