Eine Stelle in Rolf Hochhuths Stück »Der Stellvertreter«, die besonderen Zorn bei den Verteidigern des Papstes Pius XII. auslöste, war jene, an der ein Papstmonolog mit den Worten »Mit brennender Sorge um unsere Fabriken...« begann, denn »Mit brennender Sorge« heißt auf Grund ihrer Anfangsworte Pius’ Enzyklika von 1937.
In der ging es nicht um die Fabriken, an denen der Vatikan Anteile besaß. Aber Hochhuth, den ja nicht einmal seine glühendsten Verehrer für einen Meister der Sprache halten, war es da einmal gelungen, einen seiner Vorwürfe prägnant zu formulieren. Jetzt behauptet vor der Jahrzehnten in die USA übergelaufene rumänische Ex-Geheimdienstler Ioan Mihai Pacepa, Hochhuth habe sein Material über Pius XII. vom KGB erhalten (wobei es natürlich nicht mit »KGB« abgestempelt war).
Hochhuth, der Rowohlt-Verlag und fast das gesamte deutsche Feuilleton verweigern eine Diskussion der Angelegenheit. Nun ist Pacepa wahrscheinlich jemand, der nach wie vor beweisen muss, dass er der CIA nützlich ist, so dass er halt immer wieder etwas hervorkramt, was kaum zu belegen oder gar zu beweisen ist. In die Öffentlichkeit gelangt ist die Geschichte über ein sogenanntes »neo-konservatives« Magazin, den »National Review«, und man weiß, was von der Wahrheitsliebe der Neo-Cons zu halten ist; in Europa kann man die Sache unter »kreuz.net« oder in »Die Presse« nachlesen.
Hochhuths wesentlicher Vorwurf war allerdings, der Papst und die Kardinäle hätten sich deutlich zu Auschwitz äußern müssen. Es ist unumstritten, dass Pius XII. einer Vielzahl von Juden helfen ließ, aber eben heimlich. Man kann auch nachlesen, dass Himmler den Papst am Petersplatz öffentlich henken lassen wollte, allerdings erst nach dem Endsieg. Hochhuths Vorwurf war immer nur ein moralisierender und wer als Nicht-Katholik oder Atheist den Papst ohnehin nie für den Stellvertreter Gottes auf Erden gehalten hat, konnte gegen das pragmatische Verhalten eines der wenigen intellektuellen Päpste nie etwas Vernünftiges einwenden.