Weiß sehen

Physikalisch ist Weiß die Summe aller Farben. Weiß hat keinen negativen Zusammenhang, so ist sie die vollkommenste Farbe. Weiß symbolisiert: Licht, Glaube, das Ideale, das Gute, der Anfang, das Neue, Sauberkeit, Unschuld, Bescheidenheit, Wahrheit, die Neutralität, die Klugheit, die Wissenschaft, die Genauigkeit. Das heißt, Vielfalt, nicht Reduktion, ist das Anliegen der 10 Künstler der Ausstellung "weiss sehen", wohl gerade weil sie sich mit ihren Arbeiten auf die Farbe Weiß beschränken.

Das "farbige" Weiß wird vor dem Hintergrund dieser Fragestellung nicht nur zur Summe aller Farben, sondern zu einer Übung in Konzentration, denn kein Geschrei der Farben lenkt vom Wesentlichen ab. Die unbunte Farbe Weiß in allen ihren möglichen Schattierungen, farbigen Nuancen und lichtbedingten Veränderungen als eine Möglichkeit der Malerei, der Zeichnung und der Skulptur in ihren Grundbegriffen zu erleben, ist somit das zentrale Thema.

KünstlerInnen:

Vielschichtig und modular baut sich das Werk von Ilse Aberer auf. Dabei nimmt das Quadrat als Grundform einen zentralen Stellenwert ein, mit dem unter Verwendung von Primärfarben und deren Mischungen klare, konkrete Strukturen geschaffen werden. Ihr Formenrepertoire ist eher minimalistisch, räumliche Koordinaten werden auf unterschiedlichste Weise in Beziehung gesetzt.

Dirk Brömmel, 1968 in Bonn geboren. Brömmel, der an der Fachhochschule in Wiesbaden Kommunikationsdesign und später bei Vladimir Spacek an der Staatlichen Akademie für Künste in Mainz studiert hat.

Gerhard Frömels Arbeiten gehören der sich auf einige wesentliche Formen und Inhalte reduzierenden konkreten Kunst an. Sein künstlerischer Weg führt vom Bild zum Objekt und zur Rauminstallation. Frömels Schaffen ist künstlerischer Ausdruck seines Suchens nach einer neuen Lebensqualität durch Begegnung – nach dem Verbindenden in der scheinbaren Unübersichtlichkeit oder Fremdheit. Speziell seine Objekte und Rauminstallationen beziehen in diese Suche in starkem Maße den Betrachter mit ein – sie fordern seine Konzentration.

Franz Gassner bemerkt, wie sich große, graue Mauerflächen gegen Liniengefüge von Waagerechten und Senkrechten absetzen. Sie steigen, fallen, halten, bilden Stufen, wirken wie Kontrapunkte. Diese tiefen Eindrücke knüpfen für ihn an Erlebnisse, die er in Armenien machte, an. Somit wird es für den Künstler zwingend, wie zuvor das quadratische Format für seine Bilder einzusetzen. Gassner erzählt mit seinen Kompositionen über die Symbolik der Vierzahl, die Intuition und die Melodien und die Wärme der menschlichen Begegnung.

Gisela Hoffmann hat die Linie für sich entdeckt. eine Linie die, nach dem Prinzip von Schuss und Kette aus vielen Linien besteht, somit gleichzeitig zur Fläche wird und folglich Raum erzeugt. Das Material, für das sich Hoffmann bewusst entschieden hat, ist ein zeitgemäßes, hochtechnologisches Industriegewebe. Innovativer Kunststoff des 21. Jahrhunderts.

Ben Muthofers Bildhauerkunst verbindet man vor allem mit den steil aufragenden, weiß lackierten Faltplastiken auf zahlreichen öffentlichen Plätzen, die trotz des Materials - Stahl - durch ihre schwebende Leichtigkeit auffallen. Das Grundprinzip seiner Plastiken ist die Faltung, die er durch Anregung der japanischen Papierfaltkunst Origami immer weiterentwickelt. Das Dreieck und seine Variationen spielen dabei eine zentrale Rolle. Die gefalteten Dreiecksflächen gestaltet Muthofer nach mathematischen Regeln (z.B. Goldener Schnitt, Fibonacci-Folge) durch diagonale Teilung, spiralförmige Drehung, aufgefächerte Einschnitte oder Versetzung von Einzelteilen zu räumlichen Objekten.

Iryna Pryval beschäftigt sich mit Alltagserfahrung und Wahrnehmung. In Anlehnung an vergangene Kunstbewegungen wie die Pop-Art und der Hyperrealismus, welche durch das Spiel mit der Oberfläche und der Materialentfremdung die Repräsentation von Realität in der bildenden Kunst in Frage stellten, macht die Künstlerin das Verhältnis zwischen Ästhetik und Alltag zu ihrem Gegenstand. In ihren Arbeiten zeigt sie mit einer Prise Ironie wie einfach unser Alltag durch leichte Überhöhung der Farbe und Form verfremdet werden kann.

In Peter Webers seriellen Papierarbeiten aus rein-weißem Canson Aquarell wird die mathematische Vielfalt dieser Technik in Perfektion durchdekliniert; von starker stofflicher Präsenz sind dann die Faltarbeiten aus power-vollem Filz, welcher seit 2001 Webers dominierender Werkstoff ist. Die Bändigung der Filzbahn in die von ihm vorgegebene geometrische Konstruktion führt hier zu Arbeiten von großer Ausdrucksstärke.

Sonja Weber, geboren 1968, 1988 – 1993 Studium an der Textilfachhochschule Münchberg, Abschluß als Diplom-Textil-Designerin, 1994 – 1998 Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Professor Hanns Herpich, 1998 – 2002 Studium der Freien Kunst und Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professor Gerd Winner, Abschluss mit Diplom, 2000 Ernennung zur Meisterschülerin bei Professor Gerd Winner.

Geboren 1926 in Heidelberg, 1998 gestorben in Frankfurt, studierte Gerhard Wittner von 1947 bis 1954 an der Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main Malerei bei Wilhelm Heise und Albert Burkart, sowie bei Franz Xaver Fuhr an der Akademie der Bildenden Künste in München. 1976 erhielt er ein Stipendium an der Cité International des Arts in Paris und war von 1984 bis 1986 Gastdozent an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule.

Ansichten XVIII - "weiss sehen"
30. März bis 11. Mai 2014