The way 道 Der Weg

Erstmalig zeigt Abraham David Christian im MKM "Hayama_7 / Türme der Weisheit", eine neue Gruppe monumentaler Bronzeskulpturen. Die Werke des zweifachen Documenta-Teilnehmers zeugen von der intensiven Beschäftigung mit dem kulturübergreifenden menschlichen Formenschatz und bewegen sich auf der Grenze zwischen Minimalismus und Sinnlichkeit, Zerbrechlichkeit und Wucht. In seiner Werkschau im MKM präsentiert Christian in sieben Räumen Skulpturen aus Bronze, Gips und Papier sowie Zeichnungen. Der Künstler (*1952) lebt und arbeitet in Düsseldorf, New York und Hayama, Japan.

Abraham David Christian setzt sich auf weltweiten Exkursionen mit den Traditionen Asiens, Afrikas, Europas und Amerikas auseinander. Sein Werk wird aus den Erfahrungen vieler Reisen und Aufenthalte auf mehreren Kontinenten und der damit verbundenen tiefen Kenntnis fremder Kulturen und deren Ausdrucksformen bestimmt. Seine Arbeiten, so der Kunstkritiker Richard Milazzo, rufen den Geist der Renaissance-Kunst ebenso wach wie den der abstrakten Kunst der Avantgarde im 20. Jh. (etwa Brancusi, Giacometti oder David Smith), wecken aber auch die Erinnerung an Kunst aus Japan oder Indien.

Abraham David Christian verwendet im Titel der Ausstellung auch das japanische Schriftzeichen für "Weg". Das Schriftzeichen besteht aus zwei Teilen und könnte vielleicht so erklärt werden: Wir sehen einen Fuß, das Symbol des Schreitens, und einen darauf gesetzten Hirschkopf mit Geweih. Der Hirsch muss sein Geweih erst ganz abstoßen, bevor ihm ein Geweih mit neuen Enden wächst. Diesem Bild entsprechend beschreibt Abraham David Christian seine Arbeitsweise: Er muss als Künstler immer wieder von vorne beginnen; sich neu einlassen, sich neu erfinden, neu schöpfen - der Weg ist das Ziel.

"Der Weg" durch die Ausstellung im Museum Küppersmühle zieht sich durch sieben Räume, die jeweils einer eigenen Konzeption folgen. Jedem Raum wird eine einleitende Skulptur vorangestellt, die man als "Wächter" bezeichnen könnte und die auf den jeweiligen Raum einstimmt.

Das Herzstück der Ausstellung ist die neue Werkgruppe monumentaler Bronze-Skulpturen: "Hayama_7: Türme der Weisheit", die das MKM erstmalig präsentiert. Die Gipsmodelle für diese Skulpturen sind in Hayama, Japan entstanden. Hayama ist auch der Sommersitz der japanischen Kaiserfamilie. In dieser kleinen Stadt unterhält der Künstler seit einem viertel Jahrhundert eine Werkstatt. Ein weiteres Highlight ist die vier Tonnen schweren Bronze "Interconnected Sculpture". In der scheinbar einfachen Form stecken, auf Grund der hohen technischen Komplexität, über drei Jahre Arbeit. In dieser Skulptur wird die Arbeitsweise des Künstlers sichtbar: "Was der Mensch erträumen kann, kann er auch umsetzen." Um neue Erfahrungswerte für die Produktion der "Interconnected Sculpture" zu gewinnen, hat Abraham David Christian u.a. mit Bau- und Flugzeugingenieuren zusammengearbeitet.

Wie ein roter Faden ziehen sich Balance und Stille durch die Schau. "Schweigen", so Abraham David Christian, "ist nicht nur Nicht-Reden, sondern die Stille muss unser Mensch-Sein ganz durchdringen. Wenn die Stille das Innerste des Menschen erreicht, öffnet sich dem Menschen das bislang Verborgene." Neben der Ausstellung ist der Künstler mit einem Sammlungsraum im MKM vertreten, in dem weitere Zeichnungen und kleinformate Skulpturen aus Papier zu sehen sind.

The way 道 Der Weg
11. Juni bis 29. August 2010