Was heißt hier Bach?

15. Dezember 2010 Rosemarie Schmitt
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Ein Meer! Tief und groß wie ein Meer ist doch dieser Bach! Mit dieser Meinung hinsichtlich der Musik von Johann Sebastian Bach stehe ich nicht alleine da. Albert Einstein antwortete auf eine Umfrage der "Illustrierten Wochenschrift" im Jahre 1928: "Was ich zu Bachs Lebenswerk zu sagen habe: Hören, spielen, lieben, verehren und das Maul halten!"

Nun, verehrter Herr Einstein, ich befolge diese Ratschläge. Und so halte ich zwar das Maul doch ungeachtet dessen auch den Stift. Schließlich bin ich Kolumnistin. Ich zücke also meinen Stift und schreibe. Grund für diese Entzückung (die meine und die des Stiftes) ist heuer eine Aufnahme der Ende Oktober bei dem "Edel"-Label "Berlin Classics" erschienenen Doppel-CD der Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach. Edel! Nomen est eben doch manchmal omen. Ja, der gute alte Plautus...

Im November dieses Jahres feierte das Ensemble "Concerto Köln" sein 25-jähriges Bestehen. Und dieses "Jubeläum" feiert Concerto Köln mit Bach, und wenn Sie möchten, auch mit Ihnen, liebe Leser! Das ist in der Tat wahre Musik. Das ist Bach zum Jubeln! Seit jeher ist es ein Markenzeichen dieses Orchesters sich der "Alten Musik" und deren Entstaubung zu widmen. Doch hört man sich die Aufnahmen an, so kommt einem vieles in den Sinn, außer der Begriff "Alte Musik". Von wegen alt!

Bereits kurz nach ihrer Gründung im Jahre 1985 hat sich das Ensemble Concerto Köln einen festen Platz in den vorderen Rängen der Orchester für "Historische Aufführungspraxis" erspielt. Im Kampf um diese Ränge tummeln sich auch stets so einige selbst ernannte Kenner "Alter Musik" und bevorzugen eine bisweilen eher "Histerische Praxis" deren Aufführung. Concerto Köln hingegen überzeugt durch handwerkliche Perfektion und Leidenschaft! So wie auch Johann Sebastian Bach! Obgleich Bach sich durchaus auch auf die "Kunst der Kuxe" verstand.

Als Kuxe bezeichnete man einst die Bodenrechte an einem Bergwerk. Ja, liebe Leser, da spekulieren Sie ganz richtig. So recht möchte man das dem werten Herrn Bach ja gar nicht zutrauen, aber erst kürzlich fand man heraus, daß er eben solche Anrechte erwarb, und zwar die eines Silberbergwerkes. Eine zu jener Zeit recht riskante Geldanlage. Die Leidenschaft des J.S. Bach hatte eben viele Facetten, und so ist und bleibt er doch immer wieder für eine Überraschung gut. Kann man das etwa nicht mit Fuge und Recht behaupten?

Und das schafft auch Concerto Köln. Das mit der Überraschung, meine ich. Die Feinsinnigkeit, die tänzerische Leichtigkeit und die Dynamik dieses Orchesters tun den Suiten Bachs so gut. Dieses frische, temperamentvolle Tempo, ohne jedoch gehetzt daher zu kommen, läßt mich ahnen daß Bach diese Suiten zum Zwecke guter Laune, zum reinen Vergnügen, komponierte. Concerto Köln wandert gekonnt, sensibel und sicher durch dieses Meer von Bach!

Johann Sebastian Bach sagte einst: "Alles was man tun muß, ist, die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt zu treffen." Und genau dies tut Concerto Köln. So einfach ist das? Ganz sicher nicht, aber es hört sich so an. Und das ist wundervoll! Wundervoll professionell! Meinen herzlichen Dank an Concerto Köln für diesen musikalischen Hochgenuß, und auch für die Idee eines Weihnachtsgeschenkes, das mir gerade noch fehlte!

"Bach ist Anfang und Ende aller Musik" (Max Reger)

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt