Walter Kölbl - DIN A Null

Walter Kölbl stellt seine mathematisch-geometrisch grundierten Werke auf eine mehrfach präzise Art zusammen. Das primäre Präzisionsmerkmal seiner Arbeiten ist ihre latent oder offen vorhandene geometrische und mathematische Struktur, die er als präzise vorgehender Konstrukteur auszuwählen und in Versuchen zu modifizieren hatte. Seine Denk- und Arbeitsmethode ist die des "Genau-Seins".

Beim Genau-Sein geht man vergleichend vor, man vergleicht das eigene Tun, die aktuellen Entscheidungen, die man treffen will, mit einer Vorlage, die zeigt, wie das Ergebnis im Idealfall ausfallen sollte. (Es existieren viele Mustervorlagen und die Reihe der Instanzen, die sie erarbeitet haben ist lang: Pythagoras, Vitruv, Palladio, Barbari oder Le Corbusier waren in der Lage, aus Zahlen oder aus geometrischen Basissätzen Ableitungen und Folgebeziehungen zu ziehen, Prinzipien zu kombinieren und Proportionsregeln aufzustellen.)

Die Akribie und Gründlichkeit, die Exaktheit und der Anspruch, die in die Prüfung von Lösungsvarianten investiert wurden, das sind die Tugenden eines mathematisch denkenden Präzisionisten, die auf der grundlegenden Ebene des Konzipierens eines Werkes wirksam und dort zu bewerten sind. Im komplexen planerischen Verfahren, unter Beachtung von Konstruktionsregeln, berücksichtigt und fügt er solche Bestandteile ein, die zwingend notwendig sind. Das Ergebnis seiner Arbeitsmethode, das finale Präzisionsobjekt, ist auf einer rationalen Struktur, auf objektivierbaren und kodifizierbaren Regeln aufgebaut und kann daher jederzeit wiederholt werden.

Bei der Ausführung des Konzepts hat man sich festzulegen, man hat jede Unschärfe zu beseitigen. Und man hat eine genaue technische Anleitung zur Erzeugung eines Objekts vorzugeben, um eine maximale Übereinstimmung zwischen dem Konzept und dem finalen Objekt zu erreichen. Die spezifische Ästhetik von Präzisionsobjekten zeichnet man mit Prädikaten aus, die auch für Akkuratesse bis hin zu Pedanterie stehen. Meistens ist ihnen eine gewisse Anstrengung und ein technischer Aufwand anzumerken. (Eines der Merkmale der Präzisionsästhetik ist, dass auch handgefertigte Gegenstände eine fehlerlose Bearbeitung aufzuweisen haben, so als wären sie von einer Maschine gefertigt worden.)

Walter Kölbl stellt Objekte von hohem Präzisionsgrad her. Ich nehme an, dass für ihn die Präzision ein genau einzuhaltender Handlungsakt ist, der die dem Objekt unterlegte Struktur in angemessener Weise zu berücksichtigen hat – die Präzision aus Notwendigkeit. Dank dieser Haltung kann Walter Kölbl immer, unabhängig vom Stand der Technologie, der er sich bedient, präzise sein. František Lesák, 2010

Walter Kölbl - DIN A Null
13. Mai 2011 bis 11. Juni 2011