Vorschau auf die 44. Solothurner Filmtage

19. Januar 2009
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Wie seit mehr als 40 Jahren werden auch heuer die Solothurner Filmtage in der vorletzten Januar-Woche (19. - 25.1. 2009) einen Überblick über den gegenwärtigen Stand des Schweizer Filmschaffens, über zentrale Themen und formale Entwicklungen bieten. Neu ist die Vergabe des "Prix de Soleure" und des "Prix du Public", mit denen die Verlegung der Verleihung des Schweizer Filmpreises von Solothurn nach Luzern kompensiert werden soll.

Das gesellschaftliche Highlight und das Ereignis, das den Solothurner Filmtagen seit 1998 das größte mediale Interesse bescherte war die Verleihung des Schweizer Filmpreises, die bis 2008 immer im Rahmen der Filmtage erfolgte. Dieses Ereignis wird heuer entfallen, soll doch der Filmpreis im März bei einer Fernsehgala in Luzern vergeben werden. In Solothurn werden aber immerhin die für die Organisation des Filmpreises im letzten Jahr neu gegründete Schweizer Filmakademie in einer "Nacht der Nominationen" bekannt geben, welche Filme es in die Endrunde um den Filmpreis geschafft haben. Diese Filme – laut Filmtage-Direktor Ivo Kummer die "Crème de la crème" des Schweizer Filmschaffens – wird am Wochenende dann auch in Solothurn gezeigt werden.

Den Abzug der Filmpreisverleihung versucht man in der Barockstadt an der Aare aber auch durch zwei neue Preise zu kompensieren. Mit dem "Prix de Soleure", für den Dokumentarfilme wie "La forteresse" und "No More Smoke Signals", aber auch Händl Klaus´ Spielfilmdebüt "März" nominiert sind, soll laut Ivo Kummer ein Film ausgezeichnet werden, der eine humanistische Grundhaltung in filmisch überzeugender Form auf die Leinwand bringt, es aufgrund seiner Thematik aber vielleicht schwerer hat im kommerziellen Kinogeschehen zu bestehen. Dagegen soll der "Prix du Public", für den unter anderem Filme wie Oliver Paulus´ Swiss-Bollywood-Komödie "Tandoori Love" und Sabine Boss´ "Das FräuleinWunder", aber auch wieder "März" nominiert sind, dem Publikum die Möglichkeit bieten seinen eigenen Favoriten zu küren.

Wie nicht anders zu erwarten bei einer Präsentation der Jahresproduktion eines Landes laufen in Solothurn natürlich viele Filme, die schon in den Schweizer Kinos angelaufen sind oder die zumindest schon auf Festivals zu sehen waren. Gespannt sein darf man so auf Ursula Meiers letztes Jahr in Cannes viel beachteten "Home" oder auf Vincent Pluss´ "Du bruit dans la tête". Im Vorfeld aufmerksam gemacht wurde man auch auf Carla Lia Montis "Räuberinnen", über den gemeldet wurde, dass er im Fernsehen nur in einer zensurierten Fassung zu sehen sein wird. Rein schon vom Thema her spannend klingt auch der neue Dokumentarfilm von Dieter Gränicher, der sich in "Pausenlos" mit der Atemlosigkeit unserer Zeit auseinandersetzt und für ein Innehalten plädiert.

Neben der Werkschau des Schweizer Filmschaffens, in dem sich auch sehr viele kurze und mittellange Filme finden, fehlen wie gewohnt auch die Nebenreihen nicht. In der Schiene "Invitation" wird mit zehn Filmen wie schon die letzten drei Jahre ein kleiner Einblick in das Filmschaffen der angrenzenden Regionen der Nachbarländer der Schweiz geboten, während Kindern und Jugendlichen – speziell Schulen – mit Filmen wie "Mozart in China" und "Rusalka – Die Meerjungfrau" Appetit auf ein Kino abseits des Mainstreams gemacht werden soll.

Prunkstück dieser Programmschienen ist aber sicherlich die unter dem Titel "Rencontre" der schweizerisch-kanadischen Filmemacherin Lea Pool gewidmete Werkschau. Neben ihrem starken Debüt "Anne Trister" oder ihrer Internatsgeschichte "Lost and Delirious" findet sich unter den zehn Spielfilmen mit der Coming-of-Age-Geschichte "Maman est chez le coiffeur" auch Léa Pools jüngstes Werk.

Einblick in den Status quo der Schweizer Film- und Kinolandschaft wird in Solothurn neben den Filmen aber auch das Rahmenprogramm mit einer Informationsveranstaltung zur Filmförderung und zur Schweizer Filmakademie oder zur Rolle des Schweizer Films in Europa sowie mit Podiumsdiskussionen über neue Schweizer Filme und das Verhältnis von Filmkritik und Internet-Blogs bieten.