Von wegen rien ne va plus!

9. Mai 2012 Rosemarie Schmitt
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Der Tango, nicht jederfraus Sache, doch auch so mancher Mann tut sich nicht leicht mit dieser so speziellen Musik. Und wenn es gar den Tango zu tanzen gilt, da weiß Mann oft nicht wohin so zackig mit der Dame. Nun stellen Sie sich vor, es gäbe eine CD mit Tango-Rhythmen, die weniger zackig und dafür etwas geschmeidiger daherkämen, ein klein wenig langsamer, so ein Tango für den Abend, der wesentlich fortgeschrittener sein sollte als die Tangotänzer. Erheiternd und neckisch sollte er sein solch ein Tango, doch unbedingt auch südamerikanisch und leidenschaftlich, dennoch sanft und behutsam. Das gibt es überhaupt nicht?

Na, wenn Sie sich da mal nicht irren! Denn GLM hat seit Ende März eine CD im Programm, da werden Sie sich wundern, oder auch nicht, denn wer GLM kennt, der weiß, die haben Besonderes! In diesem Falle ist es die neue CD von Las Sombras "Casino Tango noir"! Besonders ist nicht nur ihre Art die Tangos zu interpretieren, sondern auch die Besetzung des Ensembles. Die Chefin Simone Graf spielt Flöte und Vibrandoneon. Ein Vibrandoneon funktioniert im Prinzip wie eine Melodika, ist aber aus hochwertigem Nußbaumholz gemacht und hat Mundharmonika- Stimmzungen. Die Luftzufuhr erhält das Instrument durch ein langes gebogenes Mundstück. Die eigene Lunge ersetzt sozusagen den Akkordeonbalg, so daß der Ton des Instrumentes noch um einiges wehmütiger und menschlicher klingt als das zuweilen schwer zu bändigende Akkordeon - so erklären es die Jungs von Quadro Nuevo (auch bei GLM!) – und sollte Ihnen irgendwo einmal jemand erzählt haben, das Vibrandoneon sei eine Nasenflöte, so handelte es sich um einen Scherz, und wahrscheinlich waren Sie bei einem Quadro-Nuevo-Konzert.

Was? Ach ja, die außergewöhnliche Besetzung ist es, über die ich was sagen möchte. Neben dem Vibrandoneon gibt es eine Flöte, ein Saxophon, eine Gitarre, eine Mandoline, ein Piano, ein Akkordeon, einen Kontrabaß, und zu Gast sind das Schlagwerk, das Vibraphon und das Cello! In dieser Besetzung fanden sich Las Sombras also zusammen um ihre Tango-Idee einzuspielen. Eine Idee, die in "La Contessa" Graf schon seit einigen Jahren schlummerte. Nach einem großen Tangoball, auf dem sie gemeinsam mit dem Orquesta Tipica im Grand Casino Baden-Baden spielte, schlenderte Simone Graf durch die Säle. "Ich blickte den Spielern über die Schulter, Tangomelodien in meinen Ohren, und lauschte der Musik des Casinos, dem Gemurmel, dem ewigen Refrain des Croupiers, der Melodie der sich drehenden Kugel und dem bittersüßen Staccato, wenn sie fällt."

"Casino Tango noir", das sind 15 melodische Tangos ohne diktatorische Strenge. Jeder einzelne ist vielfältig, melodisch, verzichtend auf gebieterisches Gehabe, mit der Anmut eines Walzers und der Disziplin eines Tangos. Einen dieser Tangos werden Sie ganz sicherlich kennen (El dia que me quiras von Carlos Gardel), andere vielleicht (Modinha von Heitor Villa-Lobos) doch die restlichen ganz sicher nicht, denn Las Sombras schaute sich wohl in der Tangoliteratur ganz genau um, was es nicht gab, wurde kurzerhand komponiert (von den Las Sombras Mitgliedern Bernhard Sinz, Simone Graf und Florian Gutmann). Was nicht paßte, wurde passend gemacht, und zwar von dem Mann am Klavier, Bernhard Sinz.

So, und nun sind Sie an der Reihe, liebe Tango-Freunde und auch Sie werte Tango-Tanz-Anfänger! Von wegen rien ne va plus! Diese Tangos gehen immer! Und immer wieder!

Sie möchten es wagen, nicht nur das Tango tanzen, sondern auch den Versuch mein Exemplar von "Casino Tango noir" zu bekommen? Senden Sie die Antwort (selbstverständlich die korrekte) auf die Frage bis zum kommenden Mittwoch an: klassik@habmalnefrage.de.

In welchem Casino fand der große Tangoball statt, auf dem Simone Graf gemeinsam mit dem Orquesta Tipica spielte?

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt