Von antiken Monumentalbauten zu tristen Vorstädten: Rom im Film

Das Österreichische Filmmuseum widmet im Januar der Rolle der Ewigen Stadt im italienischen Film von 1945 bis 1980 eine Filmreihe. Aber auch jenseits dieser "Goldenen Ära" des italienischen Kinos und bei ausländischen Filmemachern spielte die Millionenstadt am Tiber immer wieder eine Hauptrolle.

Von "Roma, citta aperta" (1945), in dem Roberto Rossellini unmittelbar zu Kriegsende von Widerstand und Naziterror in der besetzten Stadt erzählte, bis zu Luigi Comencinis "L´ingorgo" ("Der Stau", 1979), in dem in einem nicht enden wollenden Stau auf der Autobahn unterschiedlichste Menschen aufeinanderprallen, spannt sich der Bogen der Filmreihe.

Federico Fellini schilderte in "La dolce vita" (1960) das dekadente Leben der römischen Schickeria in den Bars und Clubs an der Via Veneto und ließ Anita Ekberg in einer legendären Szene im Trevi-Brunnen baden, während Pier Paolo Pasolini nur wenige Jahr später in "Accatone" (1961) und "Mamma Roma" (1962) das am Stadtrand in tristen Hochhaussiedlungen lebende römische Subproletariat in den Mittelpunkt stellte.

Das Gefühl der Entfremdung konnte Michelangelo Antonioni wiederum meisterhaft in "L´Eclisse" (1962) in ebenso moderner wie kalter Architektur evozieren, Fellini dagegen vermittelte in "Fellinis Roma" (1972) in Form einer sehr persönlichen Collage einen Eindruck von der schillernden Vielfalt der Hauptstadt Italiens.

Während auf der einen Seite in den 1950er Jahren in Dramen und Komödien wie "Roma ore 11" (1952) oder "Totò cerna casa" (1949) die Wohnungsnot und illegale Spekulation thematisiert wurden, blickte Luchino Visconti in "Bellissima" (1951) satirisch auf den Traum vom Filmruhm in der Filmstadt Cincecitta.

Hier entstanden in dieser Zeit nicht nur amerikanische Monumentalfilme wie "Quo vadis?" (Mervyn Leroy, 1951), die das antike Rom mit seinen prachtvollen Bauten wieder auferstehen ließen und wohl nachhaltiger als jeder Geschichtsunterricht und jedes Sachbuch das Bild der Antike und im Speziellen von Nero als Brandstifter prägten, sondern auch William Wylers Romanze "Roman Holiday" ("Ein Herz und eine Krone", 1953).

Entscheidend trug dieser Film, in dem Gregory Peck als Journalist mit Audrey Hepburn als Prinzessin auf dem Roller durch die Stadt fährt, wohl dazu bei, dass die Bocca della Verità weltberühmt wurde und immer noch lange Schlangen vor der Kirche Santa Maria in Cosmedin anstehen, um die Hand in den Mund des scheibenförmigen Reliefs, dessen ursprüngliche Funktion ungeklärt ist, zu stecken.

In der romantischen Komödie „Three Coins in the Fountain“ (Jean Negulesco, 1954) spielt dagegen der Trevi-Brunnen eine zentrale Rolle. Denn drei amerikanische Sekretärinnen, die in Rom arbeiten und deren Weg immer an diesem Endpunkt des antiken Aquädukts Aqua Virgo vorbeiführt, wollen hier erproben, ob es wirklich stimmt, dass der, der rückwärts eine Münze in den Brunnen wirft, in die Ewige Stadt zurückkehren wird.

Während das antike Rom mit seinen Triumphzügen und Gladiatorenkämpfen im Kino mittels Kulissen oder Computeranimation bis hin zu Ridley Scotts "Gladiator" (2000) immer wieder zum Leben erweckt wurde, fand das mittelalterliche Rom verständlicherweise bei Filmemachern nur wenig Interesse. Denn vom einstigen Glanz war nach der Völkerwanderung nicht viel geblieben, das Forum Romanum trug zeitweise den Namen "Campo Vaccino" ("Kuhweide"), das Kolosseum diente den Adeligen der Stadt als Steinbruch für ihre Bauten.

Erst mit der Renaissance gewann Rom wieder an Bedeutung und auch für Regisseure wie Carol Reed war es reizvoll zu schildern, wie Michelangelo die Sixtinische Kapelle ausmalte ("The Agony and the Exstasy" – "Michelangelo – Ekstase und Inferno", 1965).

Doch trotz des Aufblühens der Stadt im Barock wurde – abgesehen von der Antike – in die Geschichte der Stadt nur selten geblickt, vielmehr dient sie ausländischen Filmemachern in erster Linie meist als reizvolle Kulisse.

Da lässt Jim Jarmusch in "Night on Earth" (1991) einen überdrehten Roberto Benigni als Taxifahrer einen hohen Geistlichen durch die nächtliche Tiber-Stadt chauffieren und Woody Allen lässt in "To Rome with Love" (2012) nicht nur einen Polizisten an der viel befahrenen Piazza Venezia den Verkehr regeln, sondern seine Protagonisten auch durch das malerisch-dörfliche Trastevere schlendern.

Attraktiv ist so eine Metropole freilich auch für Actionfilme. Nur kurz hält sich James Bond zwar in "Spectre" (Sam Mendes, 2015) am Tiber auf, doch die Schnitzeljagd in "Angels and Demons - Illuminati" (Ron Howard, 2009) führt Tom Hanks als Symbologen Robert Langdon praktisch durch die ganze Stadt von der Piazza del Popolo über Pantheon, Petersplatz und Piazza Navona bis hin in die Gemächer des Papstes.

Die italienischen Filmemacher interessieren sich – abgesehen von Paolo Sorrentino, der in "La grande bellezza" (2013) den Glanz der Palazzi und Gärten, des Tibers und seiner Brücken in einem barocken Bilderreigen beschwor – dagegen weniger für die großen Sehenswürdigkeiten, richten vielmehr den Blick auf das Alltägliche.

In kurzen Szenen vom Leben ganz unterschiedlicher Bewohner Roms entwirft so Ettore Scola in "Gente di Roma" (2003) ein Kaleidoskop urbanen Lebens, während Nanni Moretti in "Caro Diario" (1993) mit seiner Vespa durch die Vororte der Millionenstadt fährt und Gianfranco Rosi in seinem Dokumentarfilm "Sacro GRA – Das andere Rom" (2013) den ziemlich tristen Alltag entlang der um Rom führenden Ringautobahn erkundet.

Trailer zu "Roman Holiday - Ein Herz und eine Krone"