Im Zentrum Sihlwald ist bis 28. Oktober 2007 eine Ausstellung zu sehen, die auf sehr attraktive und anschauliche Art die Geschichte, Gegenwart und zukünftige Entwicklung des grössten, heute von Menschen weitgehend unberührten Waldfläche im Schweizerischen Mittelland zeigt: dem Sihlwald. Seit Jahrhunderten ist der Wald im Besitz der Stadt Zürich und das Holz wurde als Brennholz genutzt.
Mit ihm wurde in den Bürgerhäusern gekocht und geheizt und in den Gewebebetrieben die Öfen befeuert. Städtische Beamte – die Sihlherren, der berühmteste war Salomon Gessner – verwalteten den Wald. Wie an einem ausgestellten Klafter ablesbar, sorgten sie dafür, dass jeder – vom Bürgermeister bis zum Henker – mit dem ihm als Lohnanteil zustehenden Holz versorgt wurde. Das Holz wurde im Wald geschlagen, aufbereitet und bei Hochwasser auf der Sihl in die Stadt geflösst.
Was damals an Werkzeugen benötigt wurde und wie die Bäume auf traditionelle Weise gefällt wurden, können die BesucherInnen anhand der vielen ausgestellten Originalobjekte und zwei Filmen nachvollziehen. Ab dem 19. Jahrhundert wurde dann das Holz im Wald selbst verarbeitet. Auf dem Werkplatz Sihlwald lebten und arbeiteten bis zu hundert Personen und machten aus Baumstämmen Telefonmasten, Bretter, Holzwolle und anderes mehr. Der Film aus dem Jahre 1913, der die Arbeit im Wald, die Waldbahn und die Arbeit im Werkhof zeigt, ist eine absolute Rarität und mit ein Höhepunkt dieses Ausstellungsteils über den Wald als Nutzwald.
Der Sihlwald wird seit dem Jahr 2000 nicht mehr wirtschaftlich genutzt. Er wird sich allmählich zum Naturwald zurück wandeln. Die Idee dazu entstand in den 1980er-Jahren. Welche Vorstellungen und Erwartungen damit verknüpft sind, erfahren die BesucherInnen gleich zu Beginn aus einem lebhaften filmischen Gespräch. Die Rückverwandlung des Nutzwaldes in einen Naturwald ist ein Experiment. Wie entwickelt sich die Vegetation langfristig? Welches sind die Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften? Was ist Wildnis und wie wirkt sie auf die Menschen? Welchen Erlebniswert bietet der Sihlwald?
Die Ausstellung ist so ein idealer Einstieg in den Sihlwald, weil sie auf leicht verständliche Weise Information vermittelt und zugleich die Augen öffnet für das, was man im Wald sehen und erleben kann. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass es den Ausstellungsmacherinnen (Projektleitung, Konzept und Texte: Elisabeth Weingarten, Szenografie: Liliane Herzog, Grafik: Nadine Caplunik) gelungen ist, den ehemaligen düsteren Sägereikeller in einen atmosphärisch lichten Raum zu verwandeln, der die Besucherinnen und Besucher in den historischen Nutzwald und in den frischen Naturwald versetzt.
Vom Nutzwald zum Naturwald
bis Sonntag, 28. Oktober 2007
Di bis Sa 12 – 17.30 Uhr
Sonntag 9 – 17.30 Uhr
Naturzentrum Sihlwald
CH 8135 Sihlwald